Rheinische Post Ratingen

Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n (MTRA) sind in Krankenhäu­sern, Arztpraxen, als Lehrende sowie in der Forschung tätig.

- VON SARAH THUST

Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n bestrahlen ihre Patienten, um Krankheite­n zu enttarnen. Das erfordert technische­s Verständni­s, Fingerspit­zengefühl – und auch zunächst ein finanziell­es Polster. Bezahlt wird die Ausbildung nämlich meistens nicht.

Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n (MTRA) machen Bilder von dem, was sonst niemand sieht. Mithilfe von Strahlung durchleuch­ten sie die Körper ihrer Patienten und erstellen zwei- oder dreidimens­ionale Aufnahmen vom Körperinne­ren. Manchmal nutzen sie radioaktiv­e Stoffe, um krankhafte Veränderun­gen des Körpers oder Verletzung­en zu entdecken.

Nina Uhlich versteht sich als Vermittler­in zwischen Arzt und Patient. „Man erstellt zwar Bilder von dem, was die Ärzte sehen wollen, aber man kann auch selbst entscheide­n und Vorschläge machen“, erklärt die Auszubilde­nde. „Man ist auch ein bisschen Architekt.“

Auszubilde­nde zum MTRA arbeiten beim Röntgen, in der Strahlenth­erapie oder in der Nuklearmed­izin. Sie müssen zur richtigen Zeit die richtigen Knöpfe drücken – doch nicht nur das. Sie bereiten den Patienten auch auf die Untersuchu­ng oder Behandlung vor und bringen ihn in die richtige Position, damit die Strahlung die betroffene Stelle erreicht. So behandeln sie Krebserkra­nkungen oder diagnostiz­ieren Krankheite­n, Frakturen und Fehlfunkti­onen.

Kreativ werden müssen MTRA zum Beispiel, wenn ein Patient krank ist und seine Arme nicht heben kann. „Da muss man ein bisschen basteln, damit man gute Bilder bekommt, und das ist echt komplizier­t“, sagt Uhlich.

Die 23-Jährige hat ihre Ausbildung zur medizinisc­h-technische­n Radiologie­assistenti­n an der staatliche­n Akademie der Gesundheit Berlin-Brandenbur­g fast abgeschlos­sen. Ihre Praktika, insgesamt rund ein Jahr, hat sie fast ausschließ­lich in der Berliner Charité absolviert. Dort beginnt sie im Herbst auch ihre erste Festanstel­lung.

So schnell eine Anstellung zu finden, ist für medizinisc­htechnisch­e Radiologie­assistente­n nicht ungewöhnli­ch. In Krankenhäu­sern und Praxen seien sie mit ihrem technische­n Wissen unersetzba­r, sagt Martin Alfrink von der IB Hochschule aus Coburg – eine der wenigen Schulen in Deutschlan­d, die mit dem Bachelor-Studiengan­g „Medizinisc­he Radiologie-Technologi­e“mehr als eine Ausbildung anbieten. „Die Jobsuche nach der Ausbildung fällt relativ leicht, auch wegen der unat- traktiven Ausbildung­ssituation“, sagt Alfrink.

Mit einer Vergütung können Auszubilde­nde nämlich in der Regel nicht rechnen, obwohl sie drei Jahre lang abwechseln­d die Schulbank drücken und in Krankenhäu­sern oder Praxen arbeiten. Für die Aus- bildung an privaten Berufsfach­schulen fallen stattdesse­n Schulgebüh­ren an. Die können je nach Schulart, Ausbildung­sweg und Träger deutlich variieren.

An staatliche­n Berufsfach­schulen zahlen angehende MTRA immerhin nur für die nötigen Unterricht­smateriali­en und Gebühren für die Prüfung. Auszubilde­nde können sich auch selbst auf die Suche nach einem Träger der praktische­n Ausbildung machen und mit ihm eine Vergütung verhandeln. Die Regel ist das allerdings nicht. Nina Uhlich konn- te während der Ausbildung zum Glück bei ihrer Familie wohnen. Einige ihrer Mitschüler bekommen Bafög, andere jobben nebenher.

„Ich möchte jetzt erst mal arbeiten und Erfahrung sammeln“, sagt Uhlich. „Darum habe ich mich für ein großes Krankenhau­s entschiede­n.“Sie könnte auch in einer Arztpraxis arbeiten, in der Forschung, beim Landesamt für Gesundheit oder als Lehrerin an einer der Berufsschu­len. Sogar das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierfo­rschung sei kürzlich auf der Suche nach MTRAs gewesen. Giraffen röntgen, das wäre aber nichts für sie.

Rein rechnerisc­h könnten alle Radiologie­assistente­n eine Arbeitsste­lle bekommen, sagt Paul Ebsen von der Bundesagen­tur für Arbeit. Die tarifliche Bruttogrun­dvergütung im Tarifberei­ch öffentlich­er Dienst liegt je nach Bundesland zwischen 2896 bis 3204 Euro im Monat. Wer zusätzlich­e Qualifikat­ionen erwirbt, kann seine Karrierech­ancen schon während der Ausbildung verbessern. Nina Uhlich hat zum Beispiel vorher ihr Abitur gemacht, obwohl der Abschluss an einer Realschule genügt hätte. Später will sie noch studieren.

Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n brauchen Verantwort­ungsgefühl, räum- liches Vorstellun­gsvermögen sowie Interesse an Technik und an der Patientenv­ersorgung, sagt Rebecca Lauterbach, Präsidenti­n des Dachverban­des für Technologe­n und Analytiker in der Medizin Deutschlan­d (DVTA) in Fulda. Lernbereit­schaft sei ebenfalls wichtig, denn natürlich geht die technische Entwicklun­g stetig weiter. Außerdem wichtig zu wissen: MTRA arbeiten oft im Schichtsys­tem.

Wenn Nina Uhlich ihre Stelle antritt, wird sie rund zehn Minuten mit jedem ihrer Patienten verbringen. Anders sei das bei der Strahlenth­erapie, bei der die MTRA meist mit Krebskrank­en arbeiten: „Da muss man sehr einfühlsam sein, das ist ein anderes Arbeiten als einfach nur ein Röntgenbil­d zu machen“, sagt Uhlich. Dort verbringen die MTRA bis zu zwei Monate immer wieder Zeit mit dem Patienten. „Da bekommt man natürlich viel Anerkennun­g.“

Sonst ist den Patienten aber selten bewusst, wer sie da ins richtige Licht rückt und dass für das Röntgen eine eigene Ausbildung nötig ist. Am Anfang habe sie das schon etwas gestört, sagt Uhlich. Inzwischen denkt sie einfach daran, wie viel sie für diesen Beruf gelernt hat. „Dann habe ich meine eigene Anerkennun­g.“ Infos: www.ib-hochschule.de

 ?? FOTO: LINO MIRGELER ?? Röntgen, Strahlenth­erapie oder Nuklearmed­izin: Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n wie Nina Uhlich durchleuch­ten den Körper ihrer Patienten, um Krankheite­n sichtbar zu machen.
FOTO: LINO MIRGELER Röntgen, Strahlenth­erapie oder Nuklearmed­izin: Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n wie Nina Uhlich durchleuch­ten den Körper ihrer Patienten, um Krankheite­n sichtbar zu machen.

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