Rheinische Post Ratingen

INFO Monographi­e über die Ära der Rockstars

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Buch Das im Text erwähnte Buch von David Hepworth heißt „Uncommon People. The Rise And Fall Of The Rock Stars 1955-1994“. Es liegt bisher nur auf Englisch vor (Bantam Press, 370 S., ca 25 Euro). Kapitel Jedes Kapitel ist einem anderen Star gewidmet. mentengesc­hmack nachempfun­den. Er war einfach da, er war ein Angebot, und wer eine Nähe zu ihm spürte, gab sich ihm hin. Hingabe hieß: Identifika­tion, Gefolgscha­ft durch dick und dünn und über eventuell missglückt­e Alben hinaus.

Der Rockstar war aber auch an den Aufstieg der Nachkriegs­Plattenind­ustrie gekoppelt. In den 1970er und 80er Jahren erlebte er seine Hochzeit. Die Wirtschaft lebte von der Marke des Rockstars. Und als das physische Produkt am Ende war, ging es auch mit dem Rockstar bergab. Sein Fundament war weggebroch­en. Und auch die sozialen Medien, so schreibt David Hepworth, beschleuni­gten seinen Fall. Du kannst nicht mehr das Leben eines Rockstars führen, wenn ständig Kameras auf dich gerichtet sind, die jeden Fehltritt dokumentie­ren. Einst gab es Platten, Konzerte und gelegentli­ch private Bilder. Der Rest war Imaginatio­n und Projektion. Ein Raum, den man mit Mystik ausfüllte. Nun gibt es neben dem HitZwang auch noch die 24-StundenÜbe­rwachung. Heute kann sich keiner mehr wie Led Zeppelin verhalten, ohne sich dafür entschuldi­gen zu müssen. Aber Rockstars entschuldi­gen sich nicht.

In Zeiten der Selbstopti­mierung ist kein Platz mehr für den Rockstar. Der letzte, schreibt David Hepworth, war Kurt Cobain. Als der im April 1994 starb, versammelt­en sich spontan trauernde Fans in dessen Heimatstad­t Seattle. Einer von ihnen trug ein T-Shirt mit dieser Aufschrift: „Kurt starb für unsere Sünden.“

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