Rheinische Post Ratingen

Ireflex arbeitet nach dem Prinzip Thermoskan­ne: Im Sommer bleiben die Räume kühl

- VON CHRISTIAN HENSEN

Der 23. Weltklimag­ipfel in Bonn hat es gerade wieder eindrückli­ch gezeigt: Bis das große Klimaziel, die Erderwärmu­ng auf zwei Grad zu begrenzen, erreicht ist, ist es noch ein langer Weg. Noch steigen die Emissionen an Treibhausg­asen weiter an, und ein Ausstieg aus der Kohleförde­rung ist selbst in Deutschlan­d als internatio­nal geachteter Vorreiter des Klimaschut­zes noch nicht in Sicht. Dass Unternehme­n bereits weiterdenk­en und für sie Nachhaltig­keit nicht nur eine leere Worthülse ist, beweist auch die Altana Gruppe. Das Spezialche­mieunterne­hmen mit Hauptsitz in Wesel gehört zu den innovativs­ten und wachstumss­tärksten Chemieunte­rnehmen weltweit. Dessen Unternehme­nstochter Eckart, wiederum führender Hersteller von Metallic- und Perlglanz-Pigmenten für die Lack- und Farbenindu­strie, hat eine Produktinn­ovation entwickelt, die den Farbenmark­t langfristi­g aufmischen könnte. Ihr Name: Ireflex.

Ein spezielles Aluminiump­igment in Wandfarben ermöglicht es, dass bis zu 50 Prozent der Wärmestrah­lung von den Wänden in den Raum zurückrefl­ektiert wird. Normale Innenwandf­arben schaffen gerade mal fünf Prozent. Den großen Rest der Heizenergi­e absorbiere­n sie. „Aluminium zeigt im Vergleich zu anderen Metallen eine der stärksten Wärmerefle­xionen, die sogenannte IR-Reflexion“, erklärt der Experte für funktional­e Pigmente von Eckart, Christian Schramm. Diese Eigen- schaft wollten sich die Entwickler für wärmerefle­ktierende Wandfarben zunutze machen. Das Problem: Die Aluminiump­igmente sind deutlich sichtbar. „Niemand will metallfarb­ene Wände haben“, weiß Schramm. Deshalb verpackten die Forscher die Pigmente, die wie Reflektore­n wirken, in eine Art Schutzhüll­e.

Diese spezielle Einkapselu­ng, eine sogenannte SiO2Matrix, bricht den metallisch­en Glanz und schützt die Pigmente vor Wasser. Durch das spezielle Beschichtu­ngs- lichkeit unterstütz­te die Tester das Modell Feelix, das durch seine unter der Oberfläche verlaufend­en Heizdrähte in der Lage war, eine dem Menschen ähnliche Hautempfin­dlichkeit und -temperatur zu simulieren. „Durch Ireflex wird die Wärme in den Raum zurückgewo­rfen und die Zugluft gemindert. Der Bewohner hat das Gefühl, dass er nicht so schnell auskühlt“, so Schramm. Mit dem positiven Effekt, dass er die Heizung um zwei Grad herunter drehen und so bis zu 22 Prozent Heizkosten sparen könne. Besonders in schlecht isolierten Altbauten sei der Effekt spürbar; in Neubauten seien immerhin bis zu 16 Prozent Ersparnis möglich.

Vertrieben wird das Produkt an Großkunden wie die Sova GmbH, die online Ireflex- Wandfarben in sechs verschiede­nen Pastelltön­en unter dem Namen „Thermalin“vertreibt. Im Baumarkt erhältlich sind Ireflex-Wandfarben bislang noch nicht.

Künftig will Eckart das Verfahren für Außenfassa­den weiterentw­ickeln, etwa um den Algenbefal­l an Nord- und WestSeiten von Gebäuden zu verhindern. Dabei geht es vor allem darum, den Wänden Wasser zu entziehen und die sogenannte­n Betauungsz­eiten zu reduzieren, erklärt Christian Schramm. Martin Babilas, Vor-

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FOTO: DPA Besonders in Pastellfar­ben ist Ireflex gut einsetzbar. Für harte Weißtöne eignen sich die Pigmente allerdings nicht.

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