Rheinische Post Ratingen

„Wintersala­te kurz in lauwarmes Wasser oder Milch legen, dann werden sie milder“

- VON SASKIA NOTHOFER

Wird es draußen eisig kalt, sorgen leckere Suppen und Eintöpfe für wohlige Wärme. Eine geeignete Grundlage dafür sind Wintergemü­se wie Pastinaken, Karotten, Sellerie, Kürbis oder verschiede­ne Kohlsorten wie Grün-, Rot- oder Weißkohl. Doch manchen von ihnen eilt ein schlechter Ruf voraus: Sie wirkten blähend und außerdem sei die Zubereitun­g oftmals aufwendig.

Doch etwas Schnibbeln lohnt sich, weiß Sabine Weis vom Provinzial­verband Rheinische­r Obst- und Gemüsebaue­rn. „Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der Bedarf an Vitaminen und Mineralsto­ffen besonders hoch. Wer etwas für sein Immunsyste­m tun möchte, sollte zum Wintergemü­se greifen“, sagt die Expertin.

Ob Rot-, Weiß, Grün- oder Blumenkohl – alle Kohlsorten sind gesund. Sie enthalten reichlich Vitamine, Mineral- und Ballaststo­ffe, aber kaum Kalorien. Die Kohlarten sind zudem wichtige Lieferante­n für Kalium, Calcium, Phosphor, Eisen und Zink. „Gerade Zink ist wichtig für das Immunsyste­m und schützt unseren Körper vor Erkältungs- und Infektions­krankheite­n“, erklärt Weis. Knollensel­lerie etwa enthält viel Kalium, das entwässern­d wirkt.

Viele Wurzelgemü­searten, die jetzt angeboten werden, so etwa Möhren, Pastinaken oder Rote Bete enthalten sehr viel Provitamin A und zahlreiche Mineralsto­ffe. Rote Bete bietet außerdem reichlich Vitamin B, Kalium, Eisen und Folsäure, was wichtig für die Entwicklun­g von ungeborene­n Kindern ist. „Täglich ein Glas frisch gepresster Saft aus Äpfeln, Möhren und Roter Bete schützt uns so bestens vor Erkältunge­n“, sagt Weis.

Wintergemü­se punktet bei weitem aber nicht nur mit gesunden Inhaltssto­ffen, sondern ist auch vielfältig einsetzbar – egal ob als Vorspeise, Hauptgeric­ht oder Dessert. Aber der Reihe nach.

Unter den Hauptgeric­hten ist der Gemüseeint­opf ein Klassiker. Dafür sind vor allem Karotten und Sellerie Cornelia Schinharl Kochbuchau­torin gefragt. Gut schmecken sie zum Beispiel in Kombinatio­n mit Lauch und Kartoffeln. Pastinaken harmoniere­n mit Kartoffel und Kürbis. Zu dieser Kombinatio­n passen auch Karotten gut. Einen besonderen Kick bekommen die Eintöpfe schließlic­h mit würziger Petersilie­nwurzel. Gibt es Braten, Schnitzel, Steak oder Gulasch, dienen Kartoffeln oft als klassische Beilage. Doch diese lassen sich auch durch Wurzeln oder Knollen ersetzen – am besten als Püree. Ob allein, in Kombinatio­n miteinande­r oder auch mit Kartoffeln werden etwa Steckrüben, Pastinaken oder Knollensel­lerie zur leckeren Beilage. Ebenso punktet Wintergemü­se – auch optisch –, das knusprig aus dem Ofen kommt. Dazu einfach ein Backblech einfetten oder mit Backpapier belegen und Gemüsesche­iben darauf ver- teilen. Diese können dann nach Geschmack gesalzen, gepfeffert, mit Kräutern verfeinert und mit Olivenöl beträufelt werden.

Weniger klassisch, dafür umso ausgefalle­ner sind die Rezepte von Cornelia Schinharl aus ihrem Kochbuch „Herbst, Winter, Gemüse!: Überrasche­nd neue Rezepte für Kürbis, Kohl und Knolle“. Rosenkohl etwa wird von ihr nicht einfach gekocht oder gebraten, sondern mit feiner Currysahne verfeinert. Dazu dünstet sie den Rosenkohl mit Lauch und Ingwer an, streut dann Currypulve­r

darüber. Mit etwas Brühe wird der Kohl anschließe­nd einige Minuten gedünstet. Dann gibt Schinharl frische Petersilie darüber und mischt zum Schluss Sahne unter den Rosenkohl, die sie gut aufkochen lässt. Verfeinert wird das Gericht noch mit Salz und Zitronensa­ft. Dazu empfiehlt die Kochbuchau­torin gebratenes Huhn oder Schweinefl­eisch. Vegetarier genießen es mit Pellkartof­feln oder Kartoffelp­üree.

Als Vorspeise kombiniert Schirnhal das Wintergemü­se gerne mit Früchten. So gibt es bei ihr etwa Fenchelcar­paccio mit Orange oder Kürbiscarp­accio mit Grapefruit. Außerdem sind Wintersala­te wunderbar als Vorspeise oder Beilage geeignet. Radicchio, Feldsalat oder Endivie schmecken so zum Beispiel auch in Kombinatio­n mit exotischen Früchten wie Mango, Ananas oder Mandarine. Nüsse und Kerne geben zusätzlich­en Biss. Für diejenigen, denen die Wintersala­te zu bitter sind, hat die Autorin einen Tipp: „Wintersala­te kurz in lauwarmes Wasser oder Milch legen, dann wer- den sie milder.“Und es muss nicht immer roh sein – die Salate sind auch gebraten, gegrillt oder geschmort eine leckere Beilage.

Knollen, Wurzeln und Kohl sind süß zwar eher nicht zu genießen, dafür aber der Kürbis. Mit reichlich Zucker, Eier, Mehl und etwas Butter lässt sich mit dem typischen Halloween-Gemüse eine Tarte kreieren, die als Nachtisch dem Apfelstrud­el mächtig den Rang ablaufen kann.

Einmal gekauft, ist Wintergemü­se bei der richtigen Lagerung lange haltbar. Grundsätzl­ich sollte Wurzelgemü­se laut Sabine Weis kühl und feucht gelagert werden, um den Stoffwechs­el und Wasserverl­uste zu reduzieren – das heißt möglichst unter sieben Grad und bei über 90 Prozent Luftfeucht­igkeit. „Dazu eignen sich zum Beispiel kühle Keller. Dort kann Wurzelgemü­se mehrere Wochen aufbewahrt werden“, so Weis. Im Kühlschran­k gehört Wurzelgemü­se ins Gemüsefach, am besten eingeschla­gen in eine Folie oder in einer Plastiktüt­e, die das Gemüse feucht hält. „Allerdings sollte man ab und zu nachschaue­n, damit es unter dem Gemüse nicht zu feucht wird und sich keine Fäulnis bildet“, rät die Expertin. Möhren sollten ohne Laub gelagert werden, so halten sie sich länger. Zudem sollten sie nicht in der Nähe von Äpfeln liegen, sonst bilden sie Bitterstof­fe.

Bunte Rezepte mit Wintergemü­se

Kochbuch „Herbst, Winter, Gemüse!: Überrasche­nd neue Rezepte für Kürbis, Kohl und Knolle“von Cornelia Schinharl ist im Gräfe und Unzer Verlag erschienen und ab 16,99 Euro im Handel erhältlich.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany