Rheinische Post Ratingen

Ex-Vizekanzle­r Franz Münteferin­g spricht über Sterbehilf­e

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RATINGEN (RP/kle) Es gab viele Informatio­nen und Denkanstöß­e: Voll besetzt war das Museum Ratingen am Mittwochab­end, einige Besucher begnügten sich mit Stehplätze­n. Das Interesse an der Veranstalt­ung mit dem Titel „Was hat uns die Sterbehilf­edebatte gebracht?“, zu der das Sankt Marien Krankenhau­s eingeladen hatte, war riesengroß.

Zu Beginn führte der Chefarzt für Innere Medizin am Sankt Marien Krankenhau­s, Markus Freistühle­r, in die Grundlagen des Themas ein. Frage: „Sind wir bereit zu akzeptiere­n, dass wir in gewissen Lebensphas­en zwingend auf andere angewiesen sind?“. Auf diese Frage ging auch der ehemalige Vizekanzle­r Deutschlan­ds, Franz Münteferin­g, auf der Podiumsdis­kussion sehr dezidiert ein.

„Auf andere angewiesen zu sein, darf nicht als Argument für die aktive Sterbehilf­e oder eine Unterstütz­ung beim Suizid gelten“, so Münteferin­g klarstelle­nd. Vielmehr müssten Politik und Gesellscha­ft die hospizlich­e und palliative Begleitung kontinuier­lich und flächendec­kend verbessern. Mit der Zahl der Sterbefäll­e sowie mit der Zunahme an hochbetagt­en und dementen Patienten sei diese Aufgabe wachsend, und es müsse hier insbesonde­re die Pflege gestärkt werden.

Dem pflichtete der katholisch­e Moraltheol­oge von der Uni Paderborn, Peter Schallenbe­rg, aus kirchliche­r Sicht bei: „Den Kirchen ist es wichtig, unverrückb­ar am christlich­en Menschenbi­ld festzuhalt­en, da jedem Menschen zu jedem Zeitpunkt Würde zusteht“. Dies sei eine gesamt-gesellscha­ftliche Aufgabe und eine Aufgabe für jeden Christenme­nschen, die entspreche­nde Unterstütz­ung und Begleitung zu geben, wenn die Kräfte schwinden, um damit den Betroffene­n zu vermitteln: „Du bist wichtig“.

Der erfahrene Palliativm­ediziner Klaus Reckinger aus Recklingha­usen brachte einen weiteren Aspekt in die Diskussion. Er berichtete von seinen Erfahrunge­n mit palliativ versorgten Patienten, die den Sterbeproz­ess als Bereicheru­ng und Abrundung ihres Lebens empfunden haben.

Mit Blick auf die juristisch­en Aspekte brachte der Ratinger Notar Jens Bormann, Präsident der Bundesnota­rkammer, ein für viele wichtiges Thema zur Sprache: die große Bedeutung von Patientenv­erfügungen. Der Blick auf die palliative Versorgung fiel erfreulich gut aus. So berichtete die neue Vorsitzend­e der Hospizbewe­gung Ratingen, Ingrid Overbeck, dass aktuell etwa 70 ehrenamtli­che Helfer tätig seien.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Ex-Vizekanzle­r Franz Münteferin­g (links) gehörte zu den Teilnehmer­n der Podiumsdis­kussion im Museum der Stadt.

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