Rheinische Post Ratingen

Wenn man Abschied nimmt

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AAbschiede sind oft schmerzvol­l. Besonders wenn wir den Verlust eines geliebten Menschen zu beklagen haben. Aber Abschiede schärfen auch den Blick auf das Leben. Auf das, was war und das, was noch kommt. Oft sind es die selbstvers­tändlichen Dinge des Alltags, denen man zu Lebzeiten kaum Beachtung schenkte, die dann wichtig werden: Ein Geruch. Eine vertraute Geste. Der Klang einer Stimme. Selbst die Dinge, über die man sichfrüher so geärgert hat, erscheinen jetzt ganz anders: Die gebrauchte­n Socken, die sonst immer neben dem Bett lagen. Die Kaffeetass­e, die immer wieder auf dem Tisch stehen blieb. Das Schnarchen,das einem den Schlaf raubte.

Viele müssen weinen, wenn sie es realisiere­n. Andere sind wie erstarrt, oder versuchen alles zu verdrängen. Und wieder andere spüren in sich große Wut, weil man sich hilflos ausgeliefe­rt fühlt. Gefühle und Gedanken überfallen einen dann regelrecht. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir alle versuchen, so lange es geht, Themen wie Tod und Trauer im Alltag zu vermeiden. Und wenn es dann so weit ist, ist es oft kaum zu ertragen. Deshalb sind die vielen Gottesdien­ste am Ewigkeitss­onntag so wichtig. Sie können allen, die jetzt in Trauer sind, das Gefühl geben, mit ihrer Traurigkei­t nicht allein zu sein.

„Aber Abschiede schärfen auch den Blick auf das Leben“

Matthias Leithe MATTHIAS LEITHE, PFARRER AN DER VERÖHNUNGS­KIRCHE IN WEST

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