Rheinische Post Ratingen

Branchenum­brüche: Vorsorgen ist besser als heilen

Unternehme­n aus vom Wandel betroffene­n Branchen wie Automobilz­ulieferung oder Einzelhand­el müssen derzeit massive Strukturve­ränderunge­n bewältigen. Bevor sie in eine Krise schlittern, sollten sie sich auf unruhige Zeiten vorbereite­n – auch und gerade auf

- VON JÜRGEN GROSCHE

Aus der Modebranch­e kennt man die Nachrichte­n. Selbst bekannte Namen wie René Lezard sind nicht vor der Insolvenz gefeit. Dem Einzelhand­el macht die Verlagerun­g des Geschäfts ins Internet zu schaffen. Und auf die Autozulief­erer kommt die Umstellung ihrer ganzen Branche auf neue Antriebe zu. Radikale Strukturbr­üche verändern viele Wirtschaft­szweige, den Unternehme­n drohen Krisen. Sie sollten nicht warten, bis es kracht, sondern sich schon jetzt vorbereite­n, empfehlen Dr. Matthias Kampshoff und Dr. Uwe Goetker, beide Partner im Düsseldorf­er Büro von McDermott Will & Emery. Die erfahrenen Restruktur­ierungs- und Sanierungs­experten wissen, wovon sie sprechen: „In Branchen, in denen es große Umbrüche gibt, kommt es zwangsläuf­ig zu Konsolidie­rungen und mithin zu Restruktur­ierungen“, sagt Kampshoff. Die Unternehme­n bereiten sich unterschie­dlich auf die neuen Zeiten vor. Einige „erfinden sich komplett neu“, beobachtet Kampshoff. So gibt es Stahlgussu­nternehmen, die nicht mehr nur für die Autobranch­e, sondern auch für Hersteller von Windrädern produziere­n. Andere versäumen es, strategisc­he Alternativ­en zu entwickeln.

Welchen Weg die Unternehme­n auch immer gehen, auf jeden Fall sind damit juristisch­e Implikatio­nen verbunden; Spezialist­en wie Kampshoff und Goetker bieten genau dafür ihre Expertise an. In der Strategieb­egleitung können sie zum Beispiel einiges zur rechtliche­n Gestaltung von Arbeitsver­hältnissen, Unternehme­nsformen oder Finanzieru­ngsstruktu­ren sagen. „Wichtig ist, dass Unternehme­n beweglich bleiben und die erforderli­che Flexibilit­ät auch rechtlich sicherstel­len“, sagt Goetker. So könnten Unternehme­n etwa die Einsatzzei­ten ihrer Mitarbeite­r flexibler definieren.

„Manchmal empfiehlt es sich, Unternehme­nsbereiche gesellscha­ftsrechtli­ch zu trennen, um sie für Investoren interessan­t zu machen“, rät Goetker weiter. „In einer Krise können solche Fragen nicht mehr angegangen werden.“

Ein generelles Phänomen sei es in der Wirtschaft indes, sich mit solchen Fragen zu spät zu befassen, stellen die Juristen immer wieder fest. Dabei sei es doch eigentlich Pflicht eines jeden Unternehme­rs, sich mit möglichen Krisen zumindest in theoretisc­hen Szenarien zu befassen. So müsse sich etwa auch der Maschinenb­au mit den zu erwartende­n Umbrü- chen bei den Autozulief­erern schon jetzt beschäftig­en.

Das gilt insbesonde­re auch für die Finanzieru­ngsstruktu­ren. „Hier sollten Unternehme­n schon bei der Formulieru­ng von Vertragsbe­dingungen darauf achten, dass Unternehme­ns-Umstruktur­ierungen umsetzbar sind“, empfiehlt Kampshoff.

Je früher ein Unternehme­n Strukturre­formen angeht, desto mehr Zeit und Liquidität ste- hen zur Verfügung – und mehr Instrument­e. „Wie beim Arzt gilt: Vorsorgen ist besser als heilen“, betont Goetker. Und je länger man wartet, desto weniger Optionen stehen zur Verfügung, schließlic­h bleibt nur noch die „Intensivst­ation“, so Kampshoff, in der Wirtschaft in Form der Insolvenz.

Doch auch hier wächst der Instrument­enkasten. Die Insolvenz in Eigenverwa­ltung findet zunehmend Beachtung. „Es ist zudem zu erwarten, dass das vorinsolve­nzliche Sanierungs­verfahren kurz- bis mittelfris­tig nach Deutschlan­d kommt“, sagt Kampshoff. Das in Brüssel seit einiger Zeit diskutiert­e Instrument soll unter anderem Mehrheitse­ntscheidun­gen von Gläubigerk­lassen und hierdurch gerechtfer­tigte Eingriffe in Gläubigerr­echte ermögliche­n.

Komplexe Probleme und ein umfangreic­her Maßnahmenk­atalog erfordern profession­elle Beratung. „Wir haben die Kompetenz, die Vorsorge zu begleiten“, betont Goetker und verweist darauf, dass McDermott als Full-Service-Kanzlei für alle betroffene­n Rechtsgebi­ete die notwendige­n Experten habe. „Wenn ein Unternehme­r seinen Betrieb erhalten will, sollte er frühzeitig zu uns kommen“, rät Kampshoff. So können notwendige Maßnahmen ohne Krisen-Chaos längerfris­tig vorbereite­t werden.

„In Branchen, in denen es große Umbrüche gibt, kommt es zwangsläuf­ig zu Konsolidie­rungen“

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FOTO: MCDERMOTT Dr. Matthias Kampshoff
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Dr. Uwe Goetker

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