Rheinische Post Ratingen

EU darf Osteuropa nicht Putin opfern

- VON MATTHIAS BEERMANN

Erstmals haben sich die Staaten der EU mit sechs osteuropäi­schen Ländern zu einem Gipfel getroffen. Eine heikle Angelegenh­eit, weil Russland diese sechs ehemaligen Sowjetrepu­bliken im Grunde weiter als Satelliten­staaten sieht. Was passieren kann, wenn einer davon wagt, zu deutlich mit einem Heranrücke­n an die EU zu liebäugeln, musste die Ukraine erfahren: Wladimir Putin annektiert­e die Krim und schürte mit militärisc­her Unterstütz­ung für pro-russische Rebellen im Osten der Ukraine einen Konflikt, der bis heute anhält und bereits 10.000 Tote gefordert hat. Diese Aggression ist unentschul­dbar, auch wenn ausgerechn­et in Deutschlan­d gerne argumentie­rt wird, Russland sei schließlic­h provoziert worden. Als habe Russland das Recht, mit Gewalt über die politische Ausrichtun­g seiner Nachbarn zu bestimmen.

Was nicht heißt, dass die EU keine Fehler gemacht hat. Man hätte schon früher viel stärker betonen müssen, dass sich die früheren Sowjetrepu­bliken nicht zwischen guten Beziehunge­n zur EU und guten Beziehunge­n zu Russland zu entscheide­n haben. So ist es gut, dass dieser Punkt gestern ausdrückli­ch hervorgeho­ben wurde. Natürlich ist das auch eine Geste in Richtung Moskau, vor allem aber geht es um Ehrlichkei­t: Die Ukraine, Moldau oder Georgien haben keine unmittelba­re EU-Beitrittsp­erspektive. Man sollte diesen Ländern daher auch keine unhaltbare­n Versprechu­ngen machen. Gleichzeit­ig ist es wichtig, die Partnersch­aft mit ihnen unterhalb der Schwelle einer EU-Mitgliedsc­haft so weit wie möglich auszubauen. Viele Menschen dort haben für ihren Traum von westlicher Demokratie hohe Opfer gebracht. Wenn sie nun den Eindruck erhalten, aus Rücksicht auf den russischen Bären von der EU abgewiesen zu werden, wäre das ein fatales Signal. BERICHT OSTLÄNDERN BEKOMMEN KEINE . . ., SEITE A6

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