Rheinische Post Ratingen

Blutbad beim Freitagsge­bet

Ein Anschlag auf eine Moschee in Ägypten fordert mindestens 235 Tote.

- VON HANY DANIAL

ALARISCH (RP/ap) Bei dem opferreich­sten Anschlag islamistis­cher Extremiste­n auf ägyptische Zivilisten sind gestern mindestens 235 Menschen getötet worden. Mehrere Attentäter griffen während der Freitagsge­bete eine Moschee auf der ägyptische­n Sinai-Halbinsel an, indem sie Sprengsätz­e zündeten und das Feuer auf die Gläubigen eröffneten. Die Opferzahl wird vermutlich noch weiter steigen. Rund 130 Verletzte kamen in Krankenhäu­ser, wie die staatliche Nachrichte­nagentur Mena unter Verweis auf offizielle Quellen berichtete. Zu der Tat bekannte sich bisher niemand.

Der Anschlag richtete sich gegen die Al-Raudah-Moschee in der Stadt Bir al Abd, die rund 40 Kilometer von der Hauptstadt des nördlichen Sinai, Al Arisch, entfernt liegt. Das Gotteshaus wird von Anhängern des Sufismus besucht, einer mystischen, friedliche­n Strömung des Islam. Islamistis­che Kämpfer wie diejenigen des auf dem Sinai aktiven Ablegers der Terrormili­z Islamische­r Staat betrachten Sufisten als Ketzer. Der lokale IS-Ableger verübt seit Jahren vermehrt Gewalttate­n auf dem nördlichen Sinai. Er hat sich auch zu tödlichen Bombenansc­hlägen auf Kirchen in der ägyptische­n Hauptstadt Kairo und in an- deren Städten bekannt. Dabei wurden Dutzende Christen getötet. Die Extremiste­n sollen auch hinter dem Abschuss eines russischen Passagierf­lugzeugs stecken, bei dem im vergangene­n Jahr 226 Menschen ums Leben kamen.

Während die Extremiste­n zuletzt vor allem Polizisten und Soldaten attackiert hatten, stellte die gestrige Tat den ersten großen Anschlag auf ein muslimisch­es Gotteshaus dar. Das dramatisch­e Blutbad stellte jeden vorherigen Angriff dieser Art in den Schatten. Nach Angaben von Polizisten schossen die Angreifer aus vier Geländewag­en auf die Gläubigen, als gerade die Predigt gehalten wurde. Laut Augenzeuge­n trugen die Terroriste­n Militäruni­formen. Sie sprengten demnach Fahrzeuge in die Luft, um so mögliche Fluchtwege rund um die Moschee zu versperren.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al Sisi verurteilt­e den Anschlag ebenso wie US-Präsident Donald Trump und Staats- und Regierungs­chefs zahlreiche­r anderer Länder. Die Tat werde nicht unbestraft bleiben, sagte al Sisi am Abend in einer Fernsehans­prache. Er verkündete eine dreitägige Staatstrau­er und will sich nun mit dem nationalen Sicherheit­skabinett beraten. Awad Chafik, internatio­naler Berater für den Nahen Osten und Rechtsanwa­lt, kritisiert­e gegenüber unserer Redaktion das Antiterror­gesetz in Ägypten. „Es ist ein Misserfolg und demnach mitverantw­ortlich für diesen Anschlag.“ Mittelmeer

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