Rheinische Post Ratingen

Ostländer bekommen keine EU-Beitrittsp­erspektive

- VON ANSGAR HAASE

BRÜSSEL (dpa) Die EU will die Zusammenar­beit mit östlichen Partnerlän­dern wie der Ukraine ausbauen, aber vorerst keine konkrete Perspektiv­e auf einen Beitritt anbieten. Das stehe nicht auf der Tagesordnu­ng, sagte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker bei einem EU-Gipfel zur Ostpartner­schaft mit sechs früheren Sowjetrepu­bliken. Der luxemburgi­sche Regierungs­chef Xavier Bettel sagte, erst einmal müsse die EU den Austritt Großbritan­niens hinter sich bringen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel sprach die Beitrittsh­offnungen von östlichen Partnern nicht an. Sie äußerte sich lediglich zufrieden über funktionie­rende Partnersch­aftsabkomm­en und Pläne für weitere. Zu den Ostpartner­schaftslän­dern der EU zählen die proeuropäi­schen Länder Ukraine, Moldau und Georgien sowie Aserbaidsc­han, Armenien und Weißrussla­nd, die sehr enge Verbindung­en zu Russland halten. Alle sollen in den kommenden Jahren auf weitere Unterstütz­ung der EU zählen können. Der Umfang und die Tiefe der Kooperatio­n würden aber auch von Reformfort­schritten abhängig gemacht werden, heißt es in der gestern verabschie­deten Abschlusse­rklärung des Gipfels.

Grundsätzl­ich machten die EUStaaten deutlich, dass sich die früheren Sowjetrepu­bliken nicht zwischen guten Beziehunge­n zur EU und guten Beziehunge­n zu Russland zu entscheide­n hätten. Österreich­s Bundeskanz­ler Christian Kern sagte dazu: „Ich denke, wir haben die Lektionen aus dem Vorgang mit der Ukraine gelernt.“Er spielte damit darauf an, dass die EU in den Jahren vor 2014 den Eindruck erweckt hatte, dass die Ostpartner zwischen einer engen Bindung an die EU oder an Russland sehr wohl wählen müssten. Der Streit, den es in der Ukraine darum gab, gilt als eine der Ursachen für den Bürgerkrie­g im Land.

Der proeuropäi­sche ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o zeigte sich nach Angaben aus EU-Kreisen unzufriede­n darüber, dass in der Gipfelerkl­ärung auf Wunsch der Niederland­e deutlich gemacht wurde, dass es für sein Land aktuell keine Beitrittsp­erspektive gibt.

In den Niederland­en hatten Gegner enger EU-Beziehunge­n zur Ukraine 2016 ein Referendum gewonnen. Das Assoziieru­ngsabkomme­n mit der Ukraine konnte zwar letztlich trotzdem in Kraft treten. Ministerpr­äsident Mark Rutte verlangte dafür aber öffentlich­e Klarstellu­ngen, dass kein EU-Beitritt der Ukraine geplant ist.

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