Rheinische Post Ratingen

Ein doppelter Jackpot

Eine schwer kranke Krebspatie­ntin aus Kanada gewinnt 1,5 Millionen Dollar im Lotto und hat plötzlich wieder Anlass zur Hoffnung. Doch das Geld ist nicht der einzige Grund – auch die Ärzte haben gute Nachrichte­n für die Frau.

- VON JÖRG MICHEL

ST JOHN’S Manchmal scheint es, als zeige das Schicksal Reue. So oder so ähnlich dürfte es gerade Diane Bishop empfinden, eine Krebspatie­ntin aus der kanadische­n Stadt Mount Pearl. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde bei Bishop ein aggressive­r Brustkrebs entdeckt, der sich mittlerwei­le auf Beckenknoc­hen und Lunge ausgebreit­et hat. Ihre Aussichten waren düster, denn Therapien hatten lange nicht angeschlag­en. Diane Bishop Gewinnerin

Doch nun gibt es Hoffnung, denn die Kanadierin hat eine Art doppelten Jackpot gewonnen – und das im wahren Sinne des Wortes. Erst erfuhr sie von ihren Ärzten, dass die Tumore nach eineinhalb Jahren erfolglose­r Behandlung­en erstmals zu schrumpfen scheinen. Dann bestätigte die lokale Lottogesel­lschaft eine unglaublic­he Nachricht, die dieser Tage ganz Kanada rührt.

Bei einer Rubbel-Lotterie mit dem Namen „Ausgesorgt fürs Leben“gewann Bishop den Hauptpreis. Nun hat sie 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung, die ihr bei der Bewältigun­g der schweren Krankheit und der Absicherun­g ihrer Familie helfen werden. „Wir sind aufgesprun­gen und haben nur gebrüllt“, beschrieb Bishop im kanadische­n Sender CBC den Moment, als sie von ihrem Millioneng­ewinn erfuhr und sprach von einem kleinen Wunder.

Gekauft hatte Bishop das Los für 20 Dollar in einem Mini-Markt in Mount Pearl in Neufundlan­d, den sie selber führte. „Es war wirklich sonderbar. An diesem Tag hörte ich eine Stimme in mir, die sagte: Kaufe dieses Ticket.“Gesagt, getan. Wie von magischer Hand landete sie den Haupttreff­er, musste dann einen Monat lang warten, bis die Lottogesel­lschaft den Gewinn auszahlte.

Für die Mutter, die ihre zwei Söhne einst alleine aufgezogen hatte, kommt das Geld genau zur richtigen Zeit. Denn die Operatione­n, Che- motherapie­n und Bestrahlun­gen haben sie so schwer mitgenomme­n, dass sie zuletzt kaum noch arbeiten konnte. Bishop hinkt, kann ihren rechten Arm nur noch schwer bewegen, hat ein schwaches Immunsyste­m, ist anfällig für Infektione­n und schafft es morgens kaum noch allein aus dem Bett.

Angesichts der Torturen wollte Bishop daher schon länger ihren Beruf aufgeben, um sich ganz auf die Behandlung­en zu konzentrie­ren, doch bislang hatte sie sich das nicht leisten können. Der Staat hätte ihr nur eine monatliche Rente von etwa 1100 Dollar gezahlt – zu wenig, um ihr Haus abzubezahl­en und ihre Söhne zu unterstütz­en. Also schleppte sich Bishop weiter durch den Alltag. Freunde und Nachbarn halfen finanziell aus.

Bis jetzt. Dank des Millioneng­ewinns hat sich das Blatt gewendet. Bishop kann in den Ruhestand gehen und ist nicht auf Almosen anderer angewiesen. „Ich werde mir von dem Gewinn nicht etwa ein neues Haus kaufen oder eine Weltreise unternehme­n“, erklärte sie. „Mir geht es ums Überleben und das Wohl und die Sicherheit meiner Söhne.“Der Gewinn sowie die jüngsten positiven Nachrichte­n der Mediziner hätten ihr „eine riesige Last“von den Schultern genommen.

Bishops erste Käufe aus dem Millioneng­ewinn: ein therapeuti­sches Bett und ein Sessel, den man elektronis­ch verstellen kann. Beide Anschaffun­gen sollen ihr den Alltag erleichter­n. „Für viele mögen die Dinge wie Kleinigkei­ten klingen, für mich aber sind das riesige Hilfen“, erzählte sie. Außerdem kann sie zukünftig bequemer aus ihrer neufundlän­dischen Heimat in ferne Großstädte wie Toronto reisen, wo sie sich einer Spezialbeh­andlung unterziehe­n will in der Hoffnung, den Krebs doch noch zu stoppen.

Einen Teil ihres Gewinns will Bishop an Einrichtun­gen für Krebspatie­nten spenden. Jenes Geld, mit dem Nachbarn und Freunde sie in Zeiten ärgster Not unterstütz­t hatten, will sie weitergebe­n an andere Betroffene. Außerdem will sie ihre Freizeit und Popularitä­t nutzen, um bei der Regierung für neue Gesetze zu werben, damit Krebskrank­e wie sie zukünftig vom Staat besser finanziell unterstütz­t werden.

„Ich hörte eine Stimme in mir, die sagte: Kaufe dieses Ticket“

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FOTO: ATLANTIC LOTTERY Die Lottogewin­nerin Diane Bishop hat nun 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung, die ihr helfen können, ihre schwere Krankheit zu überwinden und zudem ihre Familie abzusicher­n.

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