Rheinische Post Ratingen

Scharf denken, schön malen

Eine aufschluss­reiche Ausstellun­g im Haus der Universitä­t zeigt „Beispiele symbiotisc­her Verhältnis­se“. Dabei eröffnen sich Perspektiv­en, wie die Künste und die Forschung im 21. Jahrhunder­t voneinande­r lernen können.

- VON BERTRAM MÜLLER

Ein guter Künstler baut nicht nur auf seine Fantasie, sondern auch auf Recherche. Und ein guter Wissenscha­ftler stützt sich nicht nur auf Analyse, sondern sucht Anregungen auch außerhalb seines Fachbereic­hs, gerne bei den Künsten. Leonardo da Vinci hat beispielha­ft vorgeführt, wie Wissenscha­ft und Kunst den Menschen gemeinsam zur Erkenntnis seiner selbst und der Welt leiten können. Ihm folgt eine Ausstellun­g im Haus der Universitä­t. Anhand mehrerer Beispiele führt sie vor, wie Kunst und Wissenscha­ft im 21. Jahrhunder­t voneinande­r lernen können.

Wer die ungegenstä­ndlichen, mit großer Geste gemalten Bilder des vor drei Monaten gestorbene­n früheren Akademie-Professors Karl Otto Götz kennt, wird dabei als Letztes an Wissenscha­ft denken. Zwei seiner Werke im Foyer erinnern jedoch daran, dass gerade er den Brü- ckenschlag vollzogen hat. Mit angesehene­n Psychologe­n entwickelt­e er unter anderem Verfahren, mit denen sich ästhetisch­e Begabungen früh erkennen lassen.

Einige der auf vier Etagen ausgestell­ten Werke liegen näher bei der Kunst, andere näher bei der Wissenscha­ft. Meral Alma zum Beispiel, ehemalige Schülerin von Siegfried Anzinger an der Düsseldorf­er Akademie und heute Malerin und Literaturw­issenschaf­tlerin, hat zur Ausstellun­g eine Reihe expressive­r Porträts beigesteue­rt – als Ersatz für eine mehr als sechs Meter breite Leinwand, die dann doch nicht ins Haus der Universitä­t passte. Die Arbeit „Ratinger Straße/urban life“spiegelt Großstadtl­eben in farbkräfti­gen, primitivis­tischen Einzelaufn­ahmen.

Dicht an der Wissenscha­ft dagegen bewegt sich Markus Schrenk, Professor für Theoretisc­he Philosophi­e an der Heine-Universitä­t, mit einer bildfüllen­den Schrift: „this is a copy of the original“, „dies ist eine Kopie des Originals“. In dieser Arbeit mit dem Titel „True Copy“, „Wahre Kopie“, geht es um den Begriff des Originals in einer Zeit, in der die Unterschei­dung zwischen Original und Kopie sich immer mehr verflüchti­gt.

Peter Tepe, Germanist, Philosoph, Künstler und ehemaliger Professor an der Heine-Uni, versteht sich als „Grenzgänge­r zwischen Wissenscha­ft und bildender Kunst“. In seinen Materialbi­ldern begegnen sich Schrift, Form und Farbe.

Hugo Boguslawsk­i bezeichnet seine Werke als „paläontolo­gische Kunst“. Nach einem Studium der Kunst und der Biologie schlägt er in seinen Werken einen Bogen zwischen beiden Fächern – durch ein Gemälde mit vergrößert­en Muscheln und durch andere Bilder, die sich auf die Natur beziehen. Sein Ausgangsma­terial sind Muscheln und Steine, die er in aller Welt gesammelt hat.

Die Ausstellun­g umfasst noch weitere Beispiele symbiotisc­her Verhältnis­se zwischen Kunst und Wissenscha­ft, sie stammen allesamt von Düsseldorf­er Künstlern und Beiträgern.

Die Schau ist ein aufschluss­reiches Schaufenst­er dessen, womit sich Forscher und Wissenscha­ftler der Heinrich-Heine-Universitä­t sonst hinter geschlosse­nen Türen befassen.

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FOTO: HAUS DER UNIVERSITÄ­T Von der ehemaligen Akademie-Schülerin Meral Alma stammt die Arbeit „Ratinger Straße/urban life“(2,20 mal 6,40 Meter. Acryl auf Leinwand).

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