Rheinische Post Ratingen

Die Heimat bleibt immer im Herzen

Die von Mauritius stammende Hildenerin Razeea Lindner stellt derzeit in der Künstlerlo­ge aus.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN An ihr ist nichts Zögerliche­s: Wenn Razeea Lindner spricht, wenn sie von ihrer Heimat Mauritius schwärmt, über ihren verstorben­en Mann und ihren Sohn erzählt, dann sagt sie klar und fest und mit warmer Stimme genau das, was sie meint. Warmherzig ist es, wenn sie ihre Familie aufleben lässt in diesen Erzählunge­n, klar und unmissvers­tändlich kommt es auch rüber, wenn sie die aktuellen Dinge der Welt beschreibt. Und wunderbar ist es, wenn sie lacht.

Sie ist Künstlerin und stellt, ganz logisch, derzeit in der Künstlerlo­ge an der Ecke Bahnstraße/CalorEmag-Straße aus. Ihre Bilder unter dem Titel „Fragmentar­isch – Hannah Ahrendt“werden bis zum 7. Januar dort zu betrachten sein – natürlich rund um die Uhr, wie es bei dem durch die Verglasung stets einsehbare­n Häuschen so gut möglich ist.

Razeea Lindner zeigt Bilder in Mischtechn­ik, zum Teil mit alten Stoffen aus dem Zweiten Weltkrieg, überarbeit­et mit Acryl. Motiv ist im weitesten Sinne Hannah Arendt, „Jüdin, Exilantin, Frau ... wie sie sich selbst einmal bezeichnet­e“, sagt die Künstlerin, und: „Eine der bedeuteten politische­n Philosophi­nnen des 20. Jahrhunder­ts, die von den Ideen des Augustinus, Rachel Varnhagens, Emanuel Kants genauso geprägt wurde wie von ihren Lehrern Martin ihr deutsches Leben mit dem ihrer Kindheit vergleiche­n würde. Aber: Sie wärmt sich an einer wunderbare­n Kindheit in einer liebevolle­n Familie mit verständni­svollen Eltern und mit den drei Geschwiste­rn, mit Sonne, kreolische­m Essen, abenteuerl­ichen Gewürzen, tollen Gerüchen.

„Jeder Mensch ist ein Anfang, dem durch die Tatsache seiner Geburt das Vermögen gegeben ist, Neues in Bewegung zu setzen“, sagt sie. Sie hat nach dem Abitur auch einen neuen Start auf einem anderen Kontinent, studierte zunächst auf Diplom Kunst in England, dann in Paris, arbeitete schließlic­h in einem Düsseldorf­er Designerbü­ro und gestaltete dort unter anderem ein Sammlergla­s für einen großen deutschen Glasproduz­enten, entwarf auch mal einen Teppich. Seit 1993 arbeitet Lindner als freie Künstlerin und hat eine ganz lange Liste von Ausstellun­gen im In- und Ausland.

Und was ihre Internatio­nalität betrifft, so sei auch erwähnt, dass sie ihren Mann in der Toskana kennengele­rnt hat.

Doch nun geht es auf Weihnachte­n zu. Da steht sicher auch für Razeea Lindner das auf dem Programm, was landauf, landab die Herzen bewegt: „Driving home for Christmas“. In ihrem Fall heißt es jedoch flying home for Christmas. Mutti wohnt fast 10.000 Kilometer und knapp einen halben Tag Flugzeit entfernt.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Razeea Lindner zeigt in der Künstlerlo­ge ihre Bilder zum Thema „Fragmentar­isch – Hannah Ahrendt“.

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