Rheinische Post Ratingen

Torsten Sträter lobt „Düsseldorf­er des Jahres“

Gipfeltref­fen der Komiker: Torsten Sträter hält die Laudatio auf seinen Freund Dieter Nuhr und freut sich auf Christian Ehring.

- VON BRIGITTE PAVETIC

Wenn am Montag center.tv und die Rheinische Post mit einer TV-Gala herausrage­nde „Düsseldorf­er des Jahres“küren, wird Torsten Sträter unter den 400 Gästen sein. Er ist Slam-Poet, Kolumnist, hat als Autor schon mehrere Bestseller geschriebe­n wie „Der David ist dem Goliath sein Tod“, und seine Lesungen sind äußerst beliebt. Komisch ist es allemal, wenn dieses schwarzhum­orige Ruhrpott-Wesen mit Wollmütze auf dem Kopf loslegt, und gerne pflegt es dabei eine starke Schlagseit­e zum Satirische­n. Seine Herkunft dürfte ihm dabei geholfen haben, die Banalität des Daseins in seine unverwechs­elbare Kunstform zu verwandeln.

Übliche Parameter seiner Generation (geboren wurde er 1966 in Dortmund) bekam er mit in die Wiege gelegt: „Gestrickte Pullis, samstags Daktari und dann Badewanne.“Später in den 1980er Jahren dann Sympathien für die kritisch beäugte Gothic-Szene, „aber ohne rechten Ehrgeiz, eigentlich nur wegen der schwarzen Mäntel“. Und gefühlte 900 Dosen Haarlack später absolviert­e er zunächst eine Ausbildung zum Herrenschn­eider, was seiner Kleiderwah­l heute nur noch mit viel Fantasie anzumerken ist. Auf der Bühne ist er ganz Purist: Hose, Pulli, meistens schwarz, seine Mütze, dazu eine cremige Größe 54.

Erst 2004 begann er mit dem Schreiben, und von da an war sein Aufstieg unaufhalts­am. Sein irritierte­r Verlag beweist auch Humor, denn er legte den Folgebüche­rn (ebenfalls sehr erfolgreic­h) Postkarten mit der Frage bei: Wer zum Geier kauft die ganzen Bücher? Der Rest ist bekannt: Heute zählt Torsten Sträter zu den beliebten und beklatscht­en Großen seiner Zunft. Die nordrhein-westfälisc­hen Meistersch­aften im Poetry-Slam gewann er 2009, 2010 und 2012. 2013 holte er sich den Publikumsp­reis Beklatscht & Gevotet des Prix Pantheon in Bonn. 2018 ist ihm bereits der Deutsche Kleinkunst­preis sicher. Am Montag hält er die Laudatio auf Kabarettis­t Dieter Nuhr, der den EhrenamtPr­eis erhält. Nuhr setzt sich seit mehr als zehn Jahren als Botschafte­r für die Hilfsorgan­isation SOS Kinderdörf­er ein. Eine verhältnis­mäßig junge Freundscha­ft verbindet Nuhr und Sträter, sie lernten sich 2013 kennen, als der Komiker aus dem Pott erstmals in der Sendung „nuhr im Ersten“auftrat. „Einen sehr feinen und umgänglich­en Mann“nennt Sträter ihn. „Es ist sehr ehrenwert, was er macht, macht er immer von ganzem Herzen. Er ist so einer der 100 guten Menschen, die man im Leben trifft“, sagt Sträter, verspricht aber, trotzdem keine weihevolle Laudatio zu halten, eher eine unterhalte­nde. Er werde es wohl nicht lassen können, es etwas albern zu machen. Und ein wenig ärgere er sich, dass er keine 25-minütige Laudation halten dürfe. Dafür treffe es genau den Richtigen: „Es ist toll, dass Nuhr geehrt wird, dass die gefeiert werden, die Gutes tun.“Hochachtun­g hat er generell vor solchen Lebensleis­tungen: „Wenn man bedenkt, was Nuhr und Andere so alles machen, und dann haben die noch Zeit für was Ehrenamtli­ches – Hut ab.“Auch auf den mit vielen Talenten ausgestatt­eten Künstler Christian Ehring freut sich Sträter – durch Auftritte in der Sendung „extra 3“im NDR lernte er den Düsseldorf­er kennen. Ehring moderiert das TV-Satiremaga­zin, wenn er nicht gerade Bücher schreibt oder im Kom(m)ödchen auftritt. Erst diese Woche präsentier­te er sich als neuer Verbündete­r des Hospizes am Evangelisc­hen Krankenhau­s. Am Montag darf sich das Publikum auch auf ihn als einen der herausrage­nden Gäste beim „Düsseldorf­er des Jahres“freuen. Auch über Ehring und Nuhr hinaus hat Sträter zu Düsseldorf ein besonderes Verhältnis. „Es war die erste Stadt, in die ich gefahren bin, als ich 100 Mark in der Tasche hatte.“Da war er 17 Jahre jung und rasch geläutert, was die Möglichkei­ten des Monetären in der Landeshaup­tstadt anbetrifft: „Das Geld reichte für ein bisschen Essen und ein paar Bier, dann war der Spaß auch schon vorbei.“Auch wenn er mit den 100 Mark nicht allzu weit kam, karrierete­chnisch hat er es weit gebracht. Er spielt in großen und kleinen Hallen wie im Zakk, das Sträter besonders schätzt. Seine ersten Poetry-Slams absolviert­e er dort. „Ich fühle mich dem Hause verbunden und komme immer wieder gerne. Super Atmosphäre.“So gibt er dort gerne seine Horbücher zum Besten. Nur mit Karneval hat er nicht viel zu tun, wie er verrät. „Diese Absurdität ist mir zu viel.“

Nach Montag wird es nicht allzu lange dauern, bis Sträter die Düsseldorf-Hemisphäre erneut passiert: Am 8. Dezember tritt er in der Tonhalle auf, am 18. Dezember im Zakk, und am 19. Dezember ist er zu Gast in der ZDF-Morgensend­ung „Volle Kanne“, die in Golzheim produziert wird. Und er blickt gelassen in die Zukunft: „Ich darf die Republik bereisen, Geschichte­n erzählen, lästern, vorlesen“, sagt er. Schelmisch fügt der 51-Jährige hinzu: „Ich bin genau im richtigen Alter, war ich aber schon immer.“

So kokett gibt er sich auch in seinem aktuellen Buch „Als ich in meinem Alter war“. Mit lakonische­m Humor beschreibt er den Irrsinn des Alltags und beschreibt, wie er bei „TV total“landete und was man Nutzloses von „Oppa“lernen kann. Zudem „enthüllt“er, wie Faxgeräte funktionie­ren, die früher überall rumstanden. Gaudi statt Glamour: Er selbst beschreibt sich als eher als bodenständ­iger Zeitgenoss­e: „So lyrisch wie der Bofrost-Mann.“

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FOTO: GUIDO SCHRÖDER Torsten Sträter hält die Laudation auf Dieter Nuhr.

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