Rheinische Post Ratingen

Vielfalt und Verschiede­nheit sind gut fürs Business

- VON JÖRG JANSSEN

Harald Christ hat in seinem Leben als erfolgreic­her Top-Manager „alles erlebt“, wie er sagt. Auch, dass er zwar der qualifizie­rteste Bewerber, nicht jedoch der neue Kollege auf dem Chefposten sein würde. In einem Gespräch, das es offiziell gar nicht gab, hatte man ihm bedeutet, es gebe Bedenken wegen seines Privatlebe­ns. Ein paar Jahre ist das her, schon damals hatte Christ als einer der ganz wenigen Top-Leute aus der deutschen Wirtschaft öffentlich gemacht, dass er homosexuel­l ist.

Heute ist Christ Vorstand für Beratung und Vertrieb bei der Versicheru­ng Ergo, die mit der Düsseldorf und dem „Völklinger Kreis“, einem Berufsverb­and für homosexuel­le Führungskr­äfte, zum Kongress „Diverse City“geladen hatte. Mehr als 200 Teilnehmer kamen, am Ende unterzeich­neten 13 hiesige Unternehme­n die „Charta der Vielfalt“. Damit verpflicht­en sie sich, Mitarbeite­rn unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, Handicap und sexueller Orientieru­ng, gleiche Chancen zu garantiere­n. „Diversity Management“heißt das. 2700 Firmen, Behörden und Einrichtun­gen sind diese Selbstverp­flichtung schon eingegange­n.

Was die Gesellscha­ft davon hat und was noch besser werden kann, wurde in der Podiumsdis­kussion bei „DiverseCit­y“klar. „Frauen sind in den Führungset­agen klar auf dem Vormarsch“, sagte Christ beim Thema Geschlecht­er-Gerechtigk­eit. Dem schloss sich Andreas Bothe (FDP), Staatssekr­etär im NRW-Familien- und Integratio­nsminister­ium, an: „Noch vor 15 Jahren gehörte es für männliche Führungskr­äfte zum guten Ton, nicht vor 20 Uhr aus dem Büro zu gehen, ums Familiäre kümmerte sich die Frau. Das hat sich komplett gedreht.“Aletta Grä- fin von Hardenberg, Geschäftsf­ührerin der Charta der Vielfalt, betonte, die Vereinbark­eit von Familie und Beruf sei eben kein Thema nur für Frauen. „Männer sind genauso in der Pflicht.“Henrike Tetz, Superinten­dentin der evangelisc­hen Kirche, erklärte, dass zu Vielfalt auch die Religion zähle und ermunterte, sich am Arbeitspla­tz bei diesem Thema nicht wegzuducke­n. Oberbürger­meister Thomas Geisel wünschte, „wir wären noch viel diverser“. Auch hätte er in seiner Verwaltung gerne noch mehr Menschen mit Migrations­hintergrun­d.

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FOTO: ERGO Andreas Bothe, Henrike Tetz, Thomas Geisel, Aletta Gräfin von Hardenberg und Harald Christ (v.l.) diskutiert­en über zahlreiche Facetten von Vielfalt.

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