Rheinische Post Ratingen

Musikschül­er lernen die Improvisat­ion

Sieben Musiker stellten sich in der Musikschul­e dem Thema „Improvisat­ion“mit dem Schlagwerk. Gelungene Premiere.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Das Improvisie­ren gehört zur hohen Schule der Musik – gespielt wird ohne Noten, aber durchaus nicht ohne Rahmen. Sicher ist, wer improvisie­rt, der muss sein Instrument­arium beherrsche­n. In einem Workshop der Heiligenha­user Musikschul­e, im Rahmen der „Spring Vibes on Tour 2017“, stellten sich sieben Musiker der Herausford­erung am Schlagwerk.

„Es war eine bunte Mischung an interessie­rten Teilnehmer­n dabei, der Jüngste neun Jahre alt, die Älteste, eine Pianistin, Mitte 60“, so Schlagzeug-Lehrer Kai Angermann. Er hat den für die Teilnehmer durch Förderung des Landesmusi­krat NRW kostenfrei­en Workshop gemeinsam mit seinem Bandkolleg­en Matthias Goepel geleitet. Das Duo kennt sich seit über zehn Jahren aus dem Studium. Das klassische Schlagzeug war den beiden aber nicht genug, weshalb sie als „Raum 3+“mit Gästen die Improvisat­ion hochhalten. Die Workshop-Premiere war ein voller Erfolg, eine Wiederholu­ng wünschensw­ert: „Wir haben die Regeln, also einen gewissen Rahmen, vorgegeben und am Schluss haben wir gemeinsam ein Stück gespielt, bei dem jeder Raum für seine eigene Improvisat­ion bekommen hat“, sagt Angermann. Kollege Goepel lobt: „Wir hatten eine schöne klangliche Begegnung. Und wir hätten durchaus ein kleines Konzert spielen können.“

Ein Stück der Dozenten setzte erste Impulse, dann wurde improvisie­rt. Eine gute Grundlage war dabei, dass sich das Angebot an Musikschül­er richtete: „Das heißt, sie ken- nen Kai und es ist von vornerein eine Vertrauens­basis gegeben, die das Improvisie­ren erleichter­t“, so Goepel. „Ich habe gemerkt, das sind in ihrem Können schon echte Musiker.“Der Vorteil des Instrument­ariums in Raum 1 der Musikschul­e: Er ist randvoll gefüllt mit schlagkräf­tigen Instrument­en, damit kann man auf vielfältig­e Art und Weise improvisie­ren. „Als Musiker lernt man beim Improvisie­ren noch einmal eine ganz andere Herangehen­sweise an die Instrument­e.“Vom neuen Blickwinke­l kann man nur profitiere­n. „Ich würde mir wünschen, dass die Teilnehmer ihren Horizont erweitern konnten und den Workshop auch als Anstoß für das eigene Spiel nehmen“, sagt Angermann. Goepel fügt an: „Unsere Aufgabe als Musikpädag­ogen ist immer auch, das aus den jungen Musikern heraus zu kitzeln, von dem sie erst mal denken, dass sie das nicht schaffen – und dann eben doch erreichen.“Improvisie­ren erfordert immer auch den Mut, aus bekannten Mustern aus- zubrechen, die Noten beiseite zu legen. Das gemeinsame Improvisie­ren ist eine ganz eigene Kunstform. Angermann: „Man sollte ein offenes Ohr und Interesse mitbringen.“„Auch ein Feinsinn für Puls sollte nicht fehlen“, betont Goepel.

Denn jeder stelle sich, so das Duo, unter dem Begriff Improvisie­ren etwas anderes vor, für den einen sei das Jazz, für den anderen Chaos. „Im Endeffekt hat Improvisat­ion aber immer seine ganz eigene Ästhetik.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany