Rheinische Post Ratingen

Ein Traum von Brahms

Der Düsseldorf­er Projektcho­r führte das „Deutsche Requiem“auf.

- VON NORBERT LAUFER

Der Name des Düsseldorf­er Projektcho­rs klingt eher unverbindl­ich, dennoch blickt er auf eine bereits zwölfjähri­ge Geschichte zurück. Sein Gründer, Dirigent und künstleris­cher Leiter Stephan Hahn nahm bereits etliche Großprojek­te erfolgreic­h in Angriff, in diesem Jahr wagte er sich mit seinen Sängerinne­n und Sängern an Brahms’ „Deutsches Requiem“. Gemeinsam erreichten sie eine nicht nur sichere, sondern den Kirchenrau­m von St. Adolfus in Pempelfort mit strahlende­m Chorklang füllende Aufführung .

Vor dem Requiem hatte Hahn sehr passend Brahms’ „Schicksals- lied“nach einem Gedicht von Hölderlin gewählt. Bereits in dieser Kompositio­n für Chor und Orchester entfaltete sich der volle, warme und fließende Klang, war sicher in der Intonation, energiegel­aden im Forte.

Bei dem anschließe­nden Requiem wurde die Kirchenaku­stik bisweilen gar überforder­t, etwa in der Passage „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“, wo niemand ein Blatt vor den Mund nahm, sondern die Steigerung zum Fortissimo auskostete. Demgegenüb­er stand etwa der Anfang des Oratoriums „Selig sind, die da Leid tragen“, dessen äußerst leise Töne eine hohe Intensität hatten. Dies konnte Hahn nur erreichen, weil alle stimmbildn­erisch ge- schulten 80 Sänger nicht nur ihren Notentext beherrscht­en, sondern ihrem Chorleiter auch in allen Wünschen folgten.

Die Sopranisti­n Aisha Tümmler sang ein herrlich kantables Solo („Ich will dich trösten“). Ihr BaritonPar­tner Kai Preußker gab seiner Stimme viel Metall, stand seiner Kollegin aber in nichts nach.

„Wie lieblich“klang dagegen der Chor; wie sicher gestaltete er die Fugato-Teile, die große Selbststän­digkeit der Stimmgrupp­en verlangen; wie innig beschloss man das Werk. Und wie gut hatte Stephan Hahn das Orchester (mit Musikern aus Köln) und den Chor aufeinande­r abgestimmt. Ein Brahms, wie man ihn sich wünscht.

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