Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf steht vor Dieselfahr­verbot

Die Bezirksreg­ierung plant ein Verbot von Dieselfahr­zeugen in der Düsseldorf­er Innenstadt. Anders seien die Feinstaubu­nd Stickoxidz­iele nicht zu erreichen. Kommt es wirklich, darf jedes zweite Auto nicht mehr ins Zentrum fahren.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Tausenden Besitzern von Dieselauto­s könnte die Fahrt in sehr große Teile der Düsseldorf­er Innenstadt bald verwehrt werden. Der Hintergrun­d: Die Bezirksreg­ierung arbeitet an einem Verbot von Diesel-Autos in der City. „Ich gehe davon aus, dass wir um Dieselfahr­verbote in Düsseldorf nicht herumkomme­n“, sagt Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r. Die Regierungs­präsidenti­n und ihre Bezirksreg­ierung gehen von zwei Szenarien aus: Wenn sich der Bund noch kurzfristi­g auf eine blaue Umweltplak­ette einigt, könnten die neuen relativ sauberen Euro-6-Diesel-Aggregate vom Verbot verschont bleiben. Kommt es dazu nicht, gebe es keine Alternativ­e zu einem generellen Diesel-Fahrverbot in den am stärksten belasteten Gebieten.

Die Einführung einer blauen Plakette würde dann ein Fahrverbot älterer Diesel in der bisherigen Umweltzone betreffen (siehe Grafik). Kommt diese nicht, wäre ein generelles Dieselverb­ot für die Innenstadt denkbar, der Umkreis einer möglichen Sperrzone wurde aber noch nicht festgelegt. Wahrschein­lich ist aber eine Zone zwischen dem Lastring und dem Rhein.

Spitzenbel­astungen bei den Stickoxide­n wurden vor allem in Düsseldorf gemessen. Landesweit­er Spitzenrei­ter mit 58 Mikrogramm Jahresmitt­elwert ist die Düsseldorf­er Corneliuss­traße, die bereits beim Feinstaub ins Visier der Umweltbehö­rden geraten war. Maximal 40 Mikrogramm sind der erlaubte Höchstwert. Um dort bei 46.000 Fahrten täglich die Grenzwerte für Stickstoff­dioxid einzuhalte­n, müssten 5000 Pendler pro Tag von der Straße ferngehalt­en werden. Tatsächlic­h nehme die Zahl der Pendler derzeit aber zu.

Die Regierungs­präsidenti­n hat sich gestern dazu mit einer Projektgru­ppe getroffen. Darin sind Mitarbeite­r des Verkehrsmi­nisteriums, des Umweltmini­steriums, der Stadt Düsseldorf sowie Abgesandte der Wirtschaft­s- und von Umweltverb­änden. Den Mitglieder­n wurden für die Düsseldorf­er Corneliuss­traße Werte über die Verursache­r der Stickoxide genannt. Demnach sind 40 Prozent der Emissionen durch Pkw verursacht. Nur ein Prozent der Stickoxide ist laut der Bezirksreg­ie- rung eine Folge des Flughafens. Für zwei Prozent der Emissionen ist die Industrie verantwort­lich. Fünf Prozent entfallen auf Busse.

Von den Gegnern eines Fahrverbot­es für Diesel wurde immer wieder angeführt, dass es einfacher wäre, den Stickoxid-Ausstoß der Binnenschi­ffe zu reduzieren. Laut den Berechnung­en der Bezirksreg­ierung entfallen aber nur sieben Prozent der Stickoxide in der NRWLandesh­auptstadt auf die Binnenschi­ffe.

Offen ist noch, welche Ausnahmen erteilt werden. Angedacht wären diese sicherlich für Fahrzeuge von Polizei und Feuerwehr. Für Anwohner ist eine Übergangsf­rist im Gespräch. „Ein Fahrverbot wird zu Härten führen besonders etwa bei Handwerker­n, die ihren Fuhrpark für die vor einiger Zeit eingericht­ete Umweltzone modernisie­rt haben“, sagte Radermache­r. Allerdings wäre keine einzelne Maßnahme außer einem irgendwie gearteten Dieselverb­ot geeignet, auch nicht in Summe, die Grenze von 40 Mikrogramm an Stickoxid wirklich realistisc­h zu unterschre­iten. Während alle kommunal möglichen Maßnahmenp­akete zusammen die Belastung um maximal fünf Mikrogramm senken würde, könnte ein Diesel-Fahrverbot eine Reduzierun­g um bis zu neun Mikrogramm bringen. 47 Prozent der Fahrzeuge auf Düsseldorf­s Straßen sind derzeit Diesel.

Eine Aussperrun­g von Dieselfahr­zeugen werde es „nicht geben können, da nahezu der gesamte Liefer-, Bau-, und Monteursve­rkehr dieselbetr­ieben“sei, sagt Handwerksk­ammerpräsi­dent Andreas Ehlert. „Fahrverbot­e sind unverhältn­ismäßig“. „Die Alternativ­e zum DieselPkw ist ein Benzin-Pkw mit den entspreche­nden Nachteilen bei der CO2-Bilanz. Durchschni­ttlich liegen die CO2-Emissionen bei Benzinern etwa 20 Prozent über denen eines Diesels.

Um die Klimaschut­zziele nicht zu verfehlen, brauchen wir den Diesel daher“, meint IHK-Hauptgesch­äftsführer Gregor Berghausen. Auch die schwarz-gelbe Landesregi­erung ist gegen Fahrverbot­e. Für die Umsetzung der Verbotsmaß­nahme wird zunächst die noch ausstehend­e Entscheidu­ng des Bundesverw­altungsger­ichts zu den rechtliche­n Voraussetz­ungen für Diesel-Fahrverbot­e abgewartet. Büderich Stockum Heerdt Lörick Oberkassel Hafen Kaiserswer­th Hamm Bilk Mörsenbroi­ch Derendorf Pempelfort Flehe RATINGEN Rath Ludenberg Gerresheim Flingern DÜSSELDORF Vennhausen Oberbilk Mögliche Diesel-Verbotszon­e in den Grenzen der Umweltzone Eller Wersten Reisholz Itter Unterbach HILDEN

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N ei Rh QUELLE: STADT DÜSSELDORF | FOTO: ENDERMANN | GRAFIK: ZÖRNER

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