Rheinische Post Ratingen

Ordnungsam­t entschuldi­gt sich bei dementem Rentner

- VON JÖRG JANSSEN

Der demenzkran­ke Rentner, der 35 Euro Strafe zahlen sollte, weil er sich acht Minuten lang auf einer Bank an einer Bushaltest­elle ausgeruht hatte, kann die Verwarnung aus dem Rathaus in den Papierkorb werfen. Die Stadt wird sich schriftlic­h bei dem nach ihren Angaben 86 Jahre alten Senior entschuldi­gen und das von Mitarbeite­rn des Ordnungsdi­enstes eingeleite­te Verfahren einstellen.

Die Stadt hatte den Fall, der über soziale Medien verbreitet worden war und bundesweit für Aufregung sorgt, gestern bestätigt. „Ich hätte mir im konkreten Fall mehr Fingerspit­zengefühl gewünscht“, sagt Ordnungsde­zernent Christian Zaum. Zwar seien solche Kontrollen, insbesonde­re im Bahnhofsum­feld, grundsätzl­ich erwünscht, um die Sitzgelege­nheiten für Rheinbahn-Fahrer und Pendler freizuhalt­en. „Allerdings halte ich viel vom Opportunit­ätsprinzip, das heißt, von einer gründliche­n Abwägung, welcher Schritt in einer konkreten Situation tatsächlic­h angewendet werden muss.“Dem Ordnungsdi­enst müsse man zugutehalt­en, dass er die Demenzerkr­ankung des Düsseldorf­ers nicht erkannt hätte. Zudem hätten die Kollegen den Mann in jüngster Zeit bereits häufiger angesproch­en, ohne jeweils ein Bußgeld zu verhängen.

Die Strafe wurde verhängt, weil der Mann die Bank als Anlage des Öffentlich­en Nahverkehr­s „nicht ihrer Zweckbesti­mmung“gemäß genutzt haben soll. Ein Paragraph der Straßenord­nung untersagt grundsätzl­ich die Nutzung als „Ruhe-, Spiel- und Lagerplatz“. Wie oft es Ansprachen wegen dieser Vorschrift gibt, kann Zaum nicht sagen. Bußgelder seien aber eine absolute Ausnahme. „Ich halte es für denkbar, dass dies sogar zum ersten Mal so war. In der Regel sollte ein Gespräch reichen“, sagt der Dezernent.

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