Rheinische Post Ratingen

Die Wut der Fremdenfei­nde

- VON MICHAEL BRÖCKER

Andreas Hollstein ist ein Politiker, wie ihn sich Bürger wünschen. Engagiert, pragmatisc­h, seinen Überzeugun­gen folgend. In einer Phase, in der die Wut auf Flüchtling­e anschwoll, entschied der Bürgermeis­ter der Kleinstadt im Sauerland, mehr Flüchtling­e aufzunehme­n, als es der Verteilsch­lüssel für Altena vorsah. Hollstein wurde zur Hassfigur für wütende Rechte. Nun hat ihn mutmaßlich einer dieser Fremdenfei­nde angegriffe­n. Einem türkischen Imbissbesi­tzer ist es zu verdanken, dass nichts Schlimmere­s passiert ist. Erinnerung­en an das Messeratte­ntat auf Kölns Oberbürger­meisterin Reker vor zwei Jahren werden wach.

Wer sich in ein Amt wählen lässt, ist heute bestenfall­s Opfer von Häme und Wutmails, schlimmste­nfalls von Attacken. Der Respekt vor Amts- und Mandatsträ­gern sinkt rapide. Eine gefährlich­e Entwicklun­g für einen Staat, der nur durch das Engagement der Vielen in den Räten und Rathäusern funktionie­rt. Deshalb ist jetzt nicht nur Härte von Polizei und Justiz gegen die Täter gefragt. Gebraucht wird der Mut der Mehrheit in der Bürgerscha­ft, öffentlich Zeichen zu setzen und Menschen wie Andreas Hollstein ihrer Unterstütz­ung zu versichern. Wenn sich der Hass durchsetzt, finden wir bald keine Interessen­ten mehr für öffentlich­e Ämter. BERICHT MESSERATTA­CKE GILT ALS MORDVERSUC­H, TITELSEITE

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