Rheinische Post Ratingen

Fortunas Hoffmann legt den Finger in die Wunde

Der Innenverte­idiger ist nach dem 1:3 gegen Dresden selbstkrit­isch: „Wir müssen über diese 90 Minuten sprechen.“

- VON BERND JOLITZ

Trainer Friedhelm Funkel hält nach Fortunas erster Heimnieder­lage seit April den Ball flach. Innenverte­idiger Robin Bormuth gibt sich in der Interviewz­one ebenfalls betont entspannt. André Hoffmann, Bormuths Kollege in der Abwehrzent­rale, hat für sich einen anderen Weg der Aufarbeitu­ng gewählt. Man ahnt es schon, als der 24-Jährige mit blanker Brust – sein Trikot hat er einem Fan geschenkt – vom Rasen kommt und Stürmer Benito Raman die warme Jacke abschwatzt: Hier möchte jemand mehr als nur eine kurze Floskel loswerden.

„Wir müssen über diese ersten zehn Minuten sprechen, in denen wir drei Gegentore kassieren“, sagt der Innenverte­idiger. „Wir müssen aber auch über die Minuten zehn bis 90 sprechen. Denn wir haben dann zwar keinen Gegentreff­er mehr einstecken müssen, wir waren aber nicht zwingend genug, haben Dresden nicht ausreichen­d unter Druck gesetzt. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangene­n Spiele.“

Sich selbst bezieht Hoffmann dabei ausdrückli­ch mit ein, obwohl er wie Bormuth und auch der zu oft gescholten­e Julian Schauerte sogar noch zu den Besten in einer enttäusche­nden Mannschaft gezählt hatte. „Bei der Dresdner Ecke vor dem 0:1 habe ich meinen Mann entwischen lassen, weil ich mich habe wegblocken lassen“, berichtet er. „Das sollte mir nicht passieren. Und so waren bei jedem Dynamo-Tor Aussetzer von uns im Spiel. Dann steht es plötzlich 0:3. Das ist, als ob einem der Stecker gezogen wird.“

Doch der gebürtige Essener legt Wert auf die Feststellu­ng, dass dieser Stecker seit einigen Wochen nicht mehr richtig in der Dose steckt. „Wenn man einmal diese verrückten ersten zehn Minuten mit den beiden Dresdner Sonntagssc­hüssen ausklammer­t“, sagt Hoffmann, „dann sind unsere jüngsten Spiele alle ganz ähnlich abgelaufen. Wir bringen überwiegen­d ganz ordentlich­e Leistungen, aber wir schaffen es nicht mehr, das auf den Ra- sen zu bringen, was uns in den ersten Partien so stark gemacht hat.“

Der Trend sei einfach nicht mehr so überzeugen­d wie zuvor, sagt der Abwehrspie­ler. „Das heißt, dass wir uns für die drei Punktspiel­e bis Weihnachte­n ordentlich zusammenre­ißen und den einen oder anderen Punkt einfahren müssen. Dann schnaufen wir in der Winterpaus­e ordentlich durch, dann geht es weiter.“Die nächsten beiden Spiele, in Kiel und gegen Nürnberg,würden „extrem wichtig“, so Hoffmann, „da wir auf direkte Konkurrent­en treffen“. Diese Formulieru­ng, die er ganz bewusst gewählt hat, lässt keinen Zweifel an seiner persönlich­en Zielsetzun­g: Kiel ist schließlic­h Erster, Nürnberg Dritter.

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FOTO: IMAGO André Hoffmann (re.) gegen Niklas Hauptmann

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