Rheinische Post Ratingen

Perfekte Stimme für den Wahnsinn

Die rumänische Sopranisti­n singt jetzt „Lucia di Lammermoor“in der Oper.

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An der Rheinoper ist derzeit ein aufsteigen­der Stern zu erleben: Die rumänische Sopranisti­n Adela Zaharia singt in der bewährten Produktion von Christof Loy die haarsträub­end schwere Titelparti­e in Gaetano Donizettis Belcanto-Reißer „Lucia di Lammermoor“(noch einmal am Freitag, 1. Dezember, um 19.30 Uhr im Düsseldorf­er Opernhaus). Zaharias Sopran besitzt alle Tugenden eines meisterhaf­t geführten lyrischen Koloraturs­oprans – und noch ein paar mehr. Denn ihr enorm höhensiche­rer Sopran blüht auch in extremen Lagen in saftiger Rundung. Seit 2015 ist sie im Ensemble der Rheinoper, aber den Karriere-Ruck gab ihr im Sommer der Sieg beim internatio­nalen Gesangswet­tbewerb „Operalia“, der 1993 von Plácido Domingo gegründet wurde.

Wie kamen Sie als Sängerin zur klassische­n Musik??

ZAHARIA Schon als Kind habe ich viel in der Kirche gesungen und mit sieben Jahren angefangen mit Klavier. Und irgendwann habe ich mit einer jungen Lehrerin mit Gesangsstu­nden angefangen, und dann habe ich bei einem kleinen Wettbewerb mitgemacht für Schülerinn­en. Den habe ich gewonnen! So habe ich mir gedacht: Wenn das so ist, vielleicht muss ich das weiter probieren.

An der Deutschen Oper am Rhein sind Sie nicht die einzige Sängerin aus Rumänien. Denn aus dem kleinen Land gehen ungewöhnli­ch viele Gesangsbeg­abungen hervor. Wie kommt das?

ZAHARIA Wir haben gute Lehrer in allen Städten. Ich glaube, es ist eine Kombinatio­n zwischen der russischen und der italienisc­hen Gesangssch­ule. Weil wir eben so in der Mitte sind und von beiden Seiten ganz viel gelernt haben. Und die Sprache hilft auch sehr, denn unsere Sprache ist sehr klar und sitzt sehr weit vorne.

Sie haben dann in Clausenbur­g studiert. Waren Sie da schon lyrischer Koloraturs­opran?

ZAHARIA Sie hören ja, dass ich tief spreche . . . Ich habe angefangen als lyrischer Sopran. Aber dann hat mir jemand gesagt: Du solltest vielleicht einmal die Königin der Nacht probieren? Aber nur wegen des Temperamen­ts dieser Arien, damit ich mehr Energie im Gesang entwickle. Auch wenn die Höhen nicht funktionie­ren. Aber dann funktionie­rte es, ich war selbst sehr erstaunt.

Sie gingen nach dem Studium an das Opernstudi­o der Komischen Oper in Berlin. Was passierte dort?

ZAHARIA Ich hatte eine neue Lehrerin, sie war im Ensemble und hat mir wahnsinnig geholfen. Sie heißt Caren van Oijen und ist eine Mezzosopra­nistin, also gar nicht mein Fach, aber genau das war goldrichti­g! Denn so habe ich den Körper beim Singen entdeckt!

Beim Operalia-Wettbewerb in Kasachstan haben Sie mit der Lucia das Rennen gemacht. Eine grenzwerti­g schwere Partie, für die man eine perfekte Technik braucht, oder?

ZAHARIA Es ist eine Frage der Balance: Meine technische Priorität lag lange Zeit in der hohen Resonanz. Und danach hab ich angefangen, mehr an den Körper denken. Und jetzt kann ich sagen, beides ist genauso wichtig.

Worin unterschei­det sich die Komische Oper von der Rheinoper?

ZAHARIA Die Komische Oper ist auf die Regie fokussiert, es wird experiment­eller gearbeitet. Hier ist die Regie-Richtung klassische­r. Ich glaube, es hat auch mit der Stadt zu tun!

Demnächst bereiten Sie sich auf Verdis „Traviata“vor. Was sind weitere Traumrolle­n?

ZAHARIA Ich liebe Mozart. Und im Belcanto gibt es auch viele schöne Momente, aber ich kann nicht sagen, dass ich zu 100 Prozent verliebt bin in diese Musik. Obwohl meine Stimme eine Belcanto-Stimme ist: Ich habe eine Verismo-Seele. REGINE MÜLLER FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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