Rheinische Post Ratingen

Zahl der Mädchen unter Komasäufer­n steigt

Im Kreis Mettmann registrier­ten die Krankenhäu­ser einen Anstieg jugendlich­er Betrunkene­r unter 20. Ihre Zahl nahm um 4,3 Prozentpun­kte zu. Immer mehr junge Frauen verlieren Kontrolle.

- VON DIRK NEUBAUER

KREIS METTMANN Einen Anstieg junger Komasäufer im Alter zwischen zehn und 20 Jahren registrier­ten die Krankenhäu­ser im Kreis Mettmann im Jahr 2016. Insgesamt wurden 121 (Vorjahr 116) junge Frauen und Männer mit einer akuten Alkoholver­giftung in ein Hospital eingeliefe­rt, teilte das Statistisc­he Landesamt NRW mit, das sich IT.NRW nennt. Das entspricht einem Plus von 4,3 Prozentpun­kten. Der Landesdurc­hschnitt legte im gleichen Zeitraum um 0,5 Prozentpun­kte zu, also deutlich geringer. Erschrecke­nd hoch ist im Kreis Mettmann der Anteil bis zur Hilflosigk­eit betrunkene­r Mädchen und junger Frauen: Er nahm um 42,5 Prozentpun­kte zu. Auch landesweit sei bereits seit sieben Jahren ein überpropor­tionaler Anteil junger Komasäufer­innen zu beobachten. Experten gehen von einem verhängnis­vollen Trend aufgrund eines stark geänderten Rollenbild­es aus .

„Viele Jugendlich­e überschätz­en sich und glauben, Alkohol gehört zum Feiern und Spaß haben dazu“, sagt Christian Lipinski, von der Deutschen Angestellt­en Krankenkas­se (DAK) in Düsseldorf. Er ist innerhalb des Unternehme­ns für den Bereich Vorbeugung tätig. „Eine regionale Alkoholprä­vention ohne er- hobenen Zeigefinge­r bleibt für uns unverzicht­bar, damit sich die Entwicklun­g auf Bundeseben­e auch auf unsere Region überträgt und die Zahl der Klinikbeha­ndlungen sinkt.“

Zur Aufklärung setzt die Krankenkas­se auch 2018 die erfolgreic­he Kampagne „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“im Kreis Mettmann fort. Beim bundesweit­en Wettbewerb werden Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren aufgerufen, mit Plakaten kreative Botschafte­n gegen das Rauschtrin­ken zu entwickeln.

Auch die Schulen in der Region wurden angeschrie­ben und zur Teilnahme eingeladen. An der mehrfach ausgezeich­neten Prävention­skampagne gegen Alkoholmis­sbrauch nahmen seit dem Jahr 2010 mehr als 87.000 junge Künstler teil. Sie nutzten vielfach die Möglichkei­t, ihre eigene Erfahrung im Umgang mit Bier, Wein und Schnaps zu verarbeite­n.

Bei der Suche nach den Gründen für den völligen Kontrollve­rlust im Umgang mit der Droge „Alkohol“sagte Lipinski auf Nachfrage der Rheinische­n Post: Häufig käme es dazu, wenn die Jugendlich­en ohne Aufsicht und in einer Gruppe von Gleichaltr­igen Erfahrunge­n mit Alkohol sammelten. Es fehle oftmals die Kontrolle durch Erziehungs­berechtigt­e. Auch in Brauchtums­ver-

„Viele Jugendlich­e glauben, Alkohol gehört zum Feiern dazu“

Christian Lipinski DAK-Gesundheit

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