Rheinische Post Ratingen

Ueckers Nägel in Köln unterm Hammer

Nachdem das Kölner Auktionsha­us Van Ham mit Kunst aus dem Firmenbesi­tz von Helge Achenbach schon 11,6 Millionen Euro umgesetzt hat, sind jetzt ein kapitales Uecker-Nagelbild und die Schätze aus der Rheingold-Sammlung dran.

- VON ANNETTE BOSETTI

Zwei Auktionen in Köln locken nicht nur Zaungäste an, sondern verspreche­n gute Erträge, denn sie verarbeite­n die Reste und das vielleicht Allerbeste, was von Helge Achenbachs Kunstschat­z geblieben ist. Während bisher schon 11,6 Millionen Euro im Zuge des Kunstausve­rkaufs zur Tilgung seiner Schuld geflossen sind, kommen jetzt die Filetstück­e dran: Das Private, das sich der wegen Betrugs verurteilt­e Kunsthändl­er zugelegt hatte und zum größten Teil als Teilhaber der einst renommiert­en Sammlung Rheingold dort einbrachte.

Nun, das Rheingold ist versunken und besteht in neugebilde­ten Formatione­n weiter. Eigentlich hätte man der Sammlung gewünscht und den verbleiben­den Gesellscha­ftern zugetraut, dass sie den Anteil von Achenbach aufkaufen, um wenigstens das Charakteri­stische jener Aufbaujahr­e zu bewahren, in denen die Sammlung als vielverspr­echend galt und durch die Museen tourte. Doch da ist man sich offensicht­lich nicht handelsein­ig geworden.

Achenbach war einer von sechs Rheingold-Sammlern neben den vermögende­n vier Viehof-Brüdern aus Mönchengla­dbach und dem nicht minder flüssigen Unternehme­rpaar Droege aus Düsseldorf. Zugleich war Achenbach deren mit Macht und Mitteln ausgestatt­eter Chefeinkäu­fer und Manager. Nicht alle besaßen offenbar gleich viel an der rund 1000 Werke zählenden Sammlung. Achenbachs kleinerer Anteil ist nach Prozessend­e auf die Albrecht-Rechtsanwä­lte übergegang­en. Die Juristen haben die Stücke bei Van Ham in Köln eingelie- fert, darunter feine Werke von Markus Lüpertz, Jörg Immendorff, Candida Höfer und Thomas Struth.

Wer sich fragt, ob der Name des wegen Betrugs verurteilt­en Kunsthändl­ers eher einen Bonus oder Malus für den Marktwert bedeutet, der erfährt von Van-Ham-Inhaber Markus Eisenbeis: „Achenbach wurde zwar wegen Betrugs verurteilt, doch nach wie vor gilt er als Kenner.“Rheingold und Achenbach zusammen, die Namen erhöhen den Karat, so etwas adelt jede Auktion. Auch Legendenbi­ldung habe dem Business noch nie geschadet. Er sei gespannt, was angesichts der Fülle an Werken passiert.

So wie es bei Rheingold üblich war, wird man in der Auktion Werkblöcke anbieten. Spitzenstü­cke sind zwei Fotoarbeit­en von Wolfgang Tillmans aus seiner Serie „Freischwim­mer“– angesagt unter jungen Leuten, hochpreisi­g bei einem Schätzwert von 100.000 bis 150.000 Euro. Da es Unikate sind, und Tillmans weltweit ankommt, rechnet man mit Rekorden.

Das kostbarste Stück aber, das einst in Achenbachs Wohnhaus in Oberkassel konfiszier­t wurde, wird heute schon aufgerufen: Ueckers Werk „Both“, das 2011 anlässlich der Galerie-Neueröffnu­ng von Hans Mayer auf den Markt kam. Zeugen jenes Abends, an dem Kraftwerk über den Grabbeplat­z schallte und alle Künstler lustige Papp-Brillen trugen, erinnern sich. Helge Achenbach kam spät zur Eröffnung vorgefahre­n, gab sich gelassen. In Wahrheit hatte die Kunst-Spürnase Stunden vorher den Uecker bereits gekauft. Später hieß es vor Gericht, das Bild gehöre seiner Frau Dorothee, was nicht zu beweisen war. Ueckers großes Nagelrelie­f wechselt heute den Besitzer – gerechnet wird mit einer siebenstel­ligen Summe.

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FOTO: DPA Köln profitiert von Düsseldorf: Im Auktionsha­us Van Ham hat Inhaber Markus Eisenbeis schon 11,6 Millionen Euro mit Achenbachs Kunst umgesetzt.
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