Rheinische Post Ratingen

NRW-Grüne fordern Laschet als Vermittler im Kohlestrei­t

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DÜSSELDORF (jra) Am Ende der aktuellen Stunde hieß es im Düsseldorf­er Landtag gestern: alle gegen die Grünen. Im Streit um den Rodungssto­pp im Hambacher Forst und den Braunkohle­abbau hatte GrünenFrak­tionschefi­n Monika Düker unabhängig von der aktuellen gerichtlic­hen Auseinande­rsetzung eine politische Lösung gefordert: „Der Ausstieg aus der Kohleverst­romung steht an, die Kohle aus dem Hambacher Wald ist nicht mehr nötig“, erklärte sie und forderte die Abschaltun­g von mindestens sieben Gigawatt Kraftwerks­leistung, was die Rodung des Hambacher Waldes überflüssi­g machen würde. Ihre Fraktion erntete für den Antrag von allen Parteien Kritik.

Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) sieht die Versorgung­ssicherhei­t ohne weitere Braunkohle­verstromun­g gefährdet. Das Land brauche „auf längere Zeit einen Energiemix“, sagte Pinkwart und hielt eine ausgedruck­te Grafik hoch, um zu zeigen, wie gering der Anteil nutzbarer Wind- und Sonnenener­gie beispielsw­eise im Januar 2017 war. Außerdem verwies der FDP-Politiker darauf, dass die Grünen erst im vergangene­n Jahr als Teil der rot-grünen Vorgängerr­egierung eine Leitentsch­eidung zum weiteren uneingesch­ränkten Betrieb des Tagebaus Hambach mitgetrage­n hätten. Sogar die SPD warf den Grünen in dieser Angelegenh­eit „Scheinheil­igkeit“vor. Grünen-Abgeordnet­e Wibke Brems verwies darauf, dass sie 2016 mit der Entscheidu­ng zu Hambach einen Kompro- miss eingegange­n seien, dafür aber auch eine deutliche Verkleiner­ung von Garzweiler II erreicht hätten.

Einen Großteil der von den Grünen beantragte­n aktuellen Stunde nahm allerdings die Debatte um Aktivisten in Anspruch, die seit Monaten größtentei­ls friedlich gegen die Rodung im Hambacher Wald demonstrie­ren. Auch nach dem vorläufige­n Rodungssto­pp durch das Oberverwal­tungsgeric­ht vor wenigen Tagen vermischte­n sich im Hambacher Forst noch friedliche Proteste mit Gewaltakti­onen autonomer Gruppen, kritisiert­e der SPDEnergie­experte Guido van den Berg.

Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte, es gehe nicht darum, ob jemand für oder gegen Braunkohle sei; gegen Entscheidu­ngen dürfe aber nicht mit Gewalt vorgegange­n werden. Redner von CDU, FDP und AfD kritisiert­en, die Grünen distanzier­ten sich nicht genug von den gewalttäti­gen Aktivisten, es seien keine Demonstran­ten vor Ort, sondern „Krawalltou­risten aus ganz Europa“. Die AfD unterstell­te den Grünen, diese „Kriminelle­n“in ihrem „ökoreligiö­sen Krieg“zu stützen.

Grünen-Fraktionsc­hefin Düker betonte, dass sich die Partei mit den Protestler­n solidarisi­ere, aber: „Gewalt ist selbstvers­tändlich kein Mittel der demokratis­chen Auseinande­rsetzung“. Mit ihrer Forderung nach einer politische­n Lösung wandte sich Düker mehrfach direkt an Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU), der sich nicht wegducken solle: „Handeln Sie jetzt!“Laschet äußerte sich nicht.

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FOTO: DPA Mit Pfefferspr­ay gegen Demonstran­ten: Szene aus dem umstritten­en Hambacher Forst am vergangene­n Montag.

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