Rheinische Post Ratingen

Deutscher Diplomat verlässt Pjöngjang

Die USA verlangen von allen Staaten, die Kontakte zu Nordkorea abzubreche­n.

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WASHINGTON/BERLIN (dpa) Nach dem jüngsten Raketentes­t Nordkoreas schränkt Deutschlan­d seine diplomatis­chen Beziehunge­n zu dem ostasiatis­chen Land ein. Außenminis­ter Sigmar Gabriel kündigte gestern bei einem Besuch in Washington den Abzug eines deutschen Diplomaten – aber nicht des Botschafte­rs – aus der nordkorean­ischen Hauptstadt Pjöngjang an. Gleichzeit­ig sei Nordkorea aufgeforde­rt worden, einen Botschafts­mitarbeite­r aus Berlin zurückzube­ordern. „Der diplomatis­che Druck wird also erhöht, andere in Europa tun das auch“, sagte Gabriel. Den von den USA geforderte­n Abbruch der diplomatis­chen Beziehunge­n lehnt er aber ab.

Washington hatte gestern an alle Staaten appelliert, die diplomatis­chen und wirtschaft­lichen Kontakte zu Nordkorea zu beenden. Dies stieß in Deutschlan­d auf Kritik. „Für das Nordkorea-Problem kann es letztlich nur eine diplomatis­che Lösung geben“, erklärte der UnionsAuße­npolitiker Jürgen Hardt. Dabei könne man sich nicht alleine auf die chinesisch­e oder russische Botschaft verlassen. Donald Trump US-Präsident

Auch Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn lehnte die US-Forderung ab. „Bis jetzt war die Linie ganz klar“, betonte er. Europa sei den UN-Sanktionen gefolgt und habe eigene Strafmaßna­hmen verhängt, zugleich aber Gesprächsk­anäle offengelas­sen. Er glaube daher auch weiterhin, dass nun nicht alle Botschafte­n geschlosse­n werden sollten.

US-Präsident Donald Trump tat derweil einen Vermittlun­gsversuch Chinas als nutzlos ab. „Der chinesisch­e Gesandte schien keine Wirkung auf den ,kleinen Raketenman­n’ gehabt zu haben“, schrieb Trump auf Twitter. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nannte er einen „kranken Welpen“. Die USA drohten Pjöngjang im Falle eines Krieges mit „völliger Zerstörung“. Die amerikanis­che UN-Botschafte­rin Nikki Haley folgte mit ihrer Wortwahl am Mittwoch bei einer Dringlichk­eitssitzun­g des UN-Sicherheit­srats einer ähnlichen Drohung Trumps im September.

Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow warnte russischen Nachrichte­nagenturen zufolge, das Vorgehen der USA könne Nordkorea zu extremen Schritten provoziere­n.

„Kim Jong Un ist ein kranker Welpe“

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