Rheinische Post Ratingen

„An ein irisches Brexit-Veto glaube ich nicht“

Der britische Staatssekr­etär für Außenhande­l drängt darauf, die Verhandlun­gen endlich auszuweite­n.

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Herr Hands, am Montag treffen sich Premiermin­isterin Theresa May und EU-Kommission­schef Jean-Claude Juncker. Wird May neue Vorschläge auf den Tisch legen, damit der EUGipfel Mitte Dezember grünes Licht für die nächste Stufe der Brexit-Verhandlun­gen gibt?

HANDS Ich denke, wir haben schon sehr gute Fortschrit­te in den drei Kernfragen gemacht und haben im wesentlich­en Einverstän­dnis erzielt bei den Bürgerecht­en und auch bei den finanziell­en Verpflicht­ungen meines Landes nach dem EU-Austritt. Und ich bin optimistis­ch, dass wir auch bei der Frage der irischen Grenze zu einer guten Lösung kommen. Schließlic­h haben alle Seiten ein starkes Interesse daran!

Sie wollen aus der Zollunion und dem Binnenmark­t austreten: Wie wollen Sie dann vermeiden, dass es wieder eine wie auch immer geartete Grenze zwischen den beiden Teilen Irlands gibt?

HANDS Wir haben dazu Vorschläge gemacht, die auf den Einsatz technologi­scher Lösungen hinauslauf­en. Es könnte also eine Form der elektronis­chen Grenz- und Zollkontro­lle geben, die Behinderun­gen des Personen- und Warenverke­hrs vermeidet. Es ist aber klar, dass wir aus der Zollunion austreten werden.

Der irischen Regierung ist das zu vage, sie verlangt schriftlic­he Garantien aus London, dass es keine harte Grenze geben wird. Sonst droht sie mit einem Veto gegen eine Ausweitung der Brexit-Verhandlun­gen…

HANDS Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu einem solchen Schritt kommen wird. Alle Seiten – die irische Regierung, meine Regierung und die EU-Kommission – stehen fest zum Freitagsab­kommen, dass den Nordirland­konflikt befriedet hat. Und darin ist klipp und klar festgehalt­en, dass es nie wieder eine Grenze zwischen Nord und Süd geben soll. Es geht jetzt also nur noch darum, wie wir das umsetzen. Aber wo so viel guter Wille ist, da ist auch ein Weg.

Aber nehmen wir mal an, die Iren stellen sich quer. Was dann?

HANDS Das Vereinigte Königreich wird nach dem Brexit der mit Abstand wichtigste Handelspar­tner der EU sein. Deutschlan­d und hier ganz besonders Nordrhein-Westfalen spielen dabei im Übrigen eine bedeutende Rolle. Ich frage Sie also: Wäre es wirklich zu verantwort­en, dass wir vorher nicht über unsere künftigen Handelsbez­iehungen sprechen? Uns bleiben noch rund 15 Monate, bis der britische Austritt wirksam wird. Die Zeit drängt. Wir müssen dieses Thema jetzt endlich angehen. Und ich bin fest überzeugt davon, dass dieser Schritt nun auch unmittelba­r bevorsteht.

Das EU-Parlament will eine Resolution beschließe­n, wonach Großbritan­nien in der geplanten zweijährig­en Übergangsz­eit nach dem Brexit weiter alle EU-Regeln befolgen muss. Werden Sie das wirklich tun?

HANDS Ich kann nur sagen, wir werden selbstvers­tändlich strikt alle Regeln befolgen, die für diesen Zeitraum ausgehande­lt werden. M. BEERMANN UND P. JACOBS FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

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FOTO: UK-GV Greg Hands ist konservati­ver Abgeordnet­er und Staatssekr­etär für Außenhande­l.

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