Rheinische Post Ratingen

Gerhard Richter beschenkt Münster

Der Künstler installier­t ein Foucaultsc­hes Pendel in der Dominikane­rkirche.

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MÜNSTER (kna) Die Stadt Münster realisiert in der barocken Dominikane­rkirche ein eigens für dieses Gebäude entworfene Werk von Gerhard Richter. Wie Oberbürger­meister Markus Lewe (CDU) in Münster erläuterte, handelt es sich um ein 20 Meter hohes Foucaultsc­hes Pendel, das in der Vierungsku­ppel der Kirche installier­t wird, sowie vier hochrechte­ckige Glastafeln. „Das ist ein besonderer künstleris­cher Impuls mitten im Herzen unserer Stadt“, würdigte Lewe das Vorhaben.

Nach den Worten Lewes sollen die Arbeiten an der vor kurzem profaniert­en Kirche sowie die Herstellun­g und Installati­on des Kunstwerks bis zum Frühsommer 2018 abgeschlos­sen sein. Die Kosten beliefen sich auf 650.000 Euro, von denen 600.000 Euro durch Spenden und Fördermitt­el des Landes Nordrhein-Westfalen aufgebrach­t werden sollen.

Richter erklärte, die Realisieru­ng eines Foucaultsc­hen Pendels sei schon lange sein Anliegen. Als er im vergangene­n Sommer beim Besuch der alle zehn Jahre stattfinde­nden Skulpturen­projekte die Dominikane­rkirche gesehen habe, sei er sofort von ihr als Standort für sein Vorhaben überzeugt gewesen. „Wenn uns das alles wie geplant gelingt, wäre das großartig, ein Geschenk auch für mich“, betonte der Künstler bei dem Ortstermin in der Kirche. Er will seine Arbeit der Stadt Münster zum Geschenk machen.

Mit Hilfe des nach ihm benannten Pendels gelang dem französisc­hen Physiker Leon Foucault 1851 der Nachweis, dass die Erde sich im Sonnensyst­em um sich selbst dreht. Wie Münsters Kulturdeze­rnentin Claudia Wilkens hervorhob, wird das Pendel aus einer 30 Kilo schweren Metallkuge­l bestehen und an einem Seil hängen. Eine eigens entwickelt­e Elektronik hält über Magnetismu­s das Pendel in Bewegung. An den beiden Seitenwänd­en der Kirche werden vier sechs Meter hohe und 1,34 Meter breite Glasplatte­n mit einer Spiegelsch­icht angebracht. „In den Glasplatte­n spiegeln sich die Bewegungen des Pendels, der Kirchenrau­m und die Besucher“, sagte Wilkens.

Laut Kulturdeze­rnentin ist mit dem Richter-Kunstwerk zugleich eine Vorentsche­idung über die weitere Nutzung des Gotteshaus­es gefallen, das im Besitz der Stadt ist. In Absprache mit dem Künstler solle es nicht als Museum dienen, sondern für Konzerte, Vorträge, Lesungen und Veranstalt­ungen. Bis zur Profanieru­ng am 12. November hatte die katholisch­e Universitä­tsgemeinde die Dominikane­rkirche genutzt.

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