Rheinische Post Ratingen

Kunst aus Müll und große Pläne

Der 31-jährige Alexander Titer hat viel vor mit der Düsseldorf­er Kunstszene und will Künstlern helfen, ihre Werke zu Geld zu machen.

- VON OLIVER BURWIG

DÜSSELDORF Man kann sich schwer entscheide­n, ob man einen Angeber oder einen Visionär vor sich hat, wenn Alexander Titer über seine Arbeit spricht. Langsam, mit tiefer Stimme und einem russischen Akzent redet der blonde 31-Jährige davon, den europäisch­en Kunstmarkt für immer zu verändern. Anfangen will er in Düsseldorf, wo gerade die erste Ausstellun­g seiner neugegründ­eten „Valeur Galerie“– derzeit noch ohne eigene Räume – ausläuft. Titer gewann eine finnische Künstlerin für die Schau in der Galerie einer Freundin. Ein Freund aus Lyon spielte bei der Eröffnung vor zwei Wochen „nachhaltig­en Rock“, wie Titer erklärt. Sich selbst stelle er nicht gerne in den Mittelpunk­t, sieht sich als Dienstleis­ter am Künstler – und ist doch ein Mensch, der auffällt.

„Ich habe das Bedürfnis, coole Künstler der Öffentlich­keit zugänglich zu machen“, sagt Titer. Für ihn beginne die Kreativitä­t, wenn der Künstler fertig ist, er wolle Ausstellun­gen zu Gesamtkuns­twerken machen – durch Musikprogr­amme, beeindruck­ende Bewirtung und die Mischung von lokalen und internatio­nalen Akteuren. Doch gleich seine erste geplante Ausstellun­g in Köln, bei der unter anderem Aufnahmen eines Fotografen aus dem urbanen Düsseldorf zu sehen gewesen wären, ist vor einigen Monaten kurz vor der Eröffnung geplatzt. In der Landeshaup­tstadt sehe er jetzt das größte Potenzial, sich als Aussteller zu etablieren: „Hier gibt es schon über 100 Galerien, eigentlich zu viele. Trotzdem haben die Künstler immer das Bedürfnis, in einer Galerie auszustell­en.“

Doch noch etwas anderes sei für den Deutschrus­sen in Düsseldorf attraktiv: die Kaufkraft und die Kunstszene, in der er sich seit einem Jahr ein Netzwerk aufbaut. „B2B“, also „Business to Business“nennt er diese Beziehunge­n zwischen Galeristen, Kunsthändl­ern und Künstlern. Alles werde zwischen Geschäftsl­euten abgehandel­t, zu denen Titer auch Künstler zählt: „Man muss von irgendwas leben, auch als Künstler.“Vor allem jüngere Kreati- ve empfänden den Kunstmarkt aber als undurchsic­htig, weshalb eine gewisse Arbeitstei­lung Sinn mache. Und ein „ehrliches Einkommen“sei auch für ihn drin.

Und da ist er auch schon wieder, der Betriebswi­rtschaftle­r und Manager, der manchmal aus Titer spricht, der eigentlich einen Master in Musikwisse­nschaften hat. Derzeit strebe er eine Promotions­stelle in Wahrnehmun­gspsycholo­gie an – sicherlich nicht das naheliegen­dste Studium, wenn man Geld verdienen möchte. Auch in seinem eigenen künstleris­chen Schaffen hat sich Titer nicht auf den Profit spezialisi­ert: Er programmie­rt Songs mit Musiksoftw­are, jammt gelegentli­ch mit Freunden auf der E-Gitarre und malt Bilder, die er auf Facebook veröffentl­icht. Sie zeigen meist einen eulengesic­htigen Hamster, der den Betrachter anschaut. Titers Wohnung in Wersten ist voll mit Arbeiten dieser speziellen Art, mehrere Dut- zend sollen es sein: „Das sind nur Schablonen, in die man etwas hineinproj­iziert. Die sind auch alle grau, sie müssen leblos aussehen“, sagt ihr Erschaffer.

„Spielereie­n“nennt er seine eigenen Bilder, Titer sehe sich mehr in der Funktion eines „Seelsorger­s“für Künstler, denen er nahebringe­n will, wie er sich die Zukunft des Kunstmarkt­es ausmalt: „Das Konzept, entdeckt zu werden, ist veraltet. Künstler müssen schon einen

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