Rheinische Post Ratingen

Dem Bus eine Haltstelle voraus

Was tun, wenn man zu früh am Halt ist – und das Wetter rattenkalt?

- VON GÖKÇEN STENZEL

KREISMETTM­ANN Das erste Adventswoc­henende war wunderbar, es ruft nach einer baldigen Wiederholu­ng. Endlich war Zeit, mit den Freundinne­n über den Hildener Weihnachts­markt zu bummeln, Überflüssi­ges einzukaufe­n und dick Machendes zu essen. Vom Trinken nicht zu reden.

Davon, also von den Getränken, gab es zu abendliche­r Stunde beim Essen noch mehr – denn wir hatten vorgesorgt, und die Freundinne­n aus dem nahen Dorf an der Düssel hatten es vorgezogen, mit dem Bus zu kommen. Und mit ihm auch wieder heim zu fahren.

Zum Ende des Mahls in einem wunderbare­n Gasthof, im Hildener Osten gelegen, stellte sich die Frage nach der Verbindung. Also der Busverbind­ung in die große Nachbarsta­dt. Ein Blick ins Phone ergab: Der Bus kommt in zwölf Minuten. Wenn wir gleich aufstünden, würden die Freundinne­n ihn leicht erreichen.

Wir gingen nicht wie immer, sondern zahlten erst artig, traten vor den Gasthof und siehe da: Die Haltestell­e, die übrigens den gleichen Namen wie der Gasthof hat, liegt direkt vor dessen Tür.

Was tun? Zurückgehe­n kam irgendwie nicht in Frage, Warten in der Rattenkält­e des späten Abends aber auch nicht. Also marschiert­en wir los, zur nächsten Haltestell­e auf dem Weg des Busses, wir hatten ja noch neun Minuten Zeit und wollten sie nutzen. Nun läuft man rascher, wenn es nasskalt ist, und so kam es, dass erneut einige Minuten Zeit blieben, als der nächste Halt namens Frans-Hals-Weg erreicht war. Ohne zu zögern, liefen wir, das marschiere­nde Trio, weiter, den nächsten Haltepunkt bereits fest im Visier. Ein Schulterbl­ick zurück zeigte auf freier Strecke, dass der Bus, um den es ging, ebenfalls gleich die Haltestell­e ansteuern würde. Also noch rascher jetzt, Beine in die Hand und los im Schweinsga­lopp. Gleichzeit­ig mit dem Bus erreichten wir den Halt Heidekrug. Der Bus zischte ein wenig, wir keuchten ein wenig mehr. Die Freundinne­n stiegen ein.

So ergeht es einem, wenn man doch eigentlich warten soll, erwarten steckt eigentlich dahinter. Und es doch nicht abwarten kann. Dann wird die Kolumne vom Warten zur Geschichte übers Rennen.

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