Rheinische Post Ratingen

Stadt will Waffenverb­ot für Partyviert­el

Nach einer Reihe schwerer Messeratta­cken in der Düsseldorf­er Altstadt erwägt die Stadt dort die Einrichtun­g einer Waffenverb­otszone. Die Deutsche Polizeigew­erkschaft begrüßt das. Das Innenminis­terium hält das jedoch für unnötig.

- VON J. JANSSEN, U. RUHNAU UND C. SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/KÖLN Der Messerangr­iff am Wochenende auf einen 24Jährigen, der noch in Lebensgefa­hr schwebt, hat eine neue Debatte um die Sicherheit in der Düsseldorf­er Altstadt entfacht. Es ist die bereits fünfte Messeratta­cke in der Altstadt in den vergangene­n drei Monaten gewesen. „Man fragt sich, ob man hier nachts noch sicher ist“, sagt ein Mittdreißi­ger, der dort auf der Bolkerstra­ße arbeitet. Obwohl die jüngste Attacke von einer Videokamer­a aufgezeich­net worden ist, ist der Täter noch flüchtig.

Seit Monaten enthalten die Polizeiber­ichte in NRW beinahe täglich Meldungen über Messeratta­cken – besonders an den Wochenende­n. Oft handelt es sich bei den Tätern um Jugendlich­e oder junge Erwachsene – häufig mit Migrations­hintergrun­d. Noch aber werden diese Messerangr­iffe nicht gesondert in der Kriminalst­atistik erfasst. Sie fallen bislang noch in die Kategorie Gewaltkrim­inalität und andere Rohheitsde­likte. „Wir gehen aber davon aus, dass sich solche Angriffe häufiger ereignen als noch vor ein paar Jahren“, sagt ein Polizeispr­echer. Zugestoche­n wird nicht mehr nur mit Klappmesse­rn, sondern laut Polizei vor allem auch mit kleinen und mittelgroß­en Küchenmess­ern, die man überall kaufen kann. „Messer sind im Gedränge zum Teil gefährlich­er als Schusswaff­en, weil man damit schnell und lautlos angreifen kann. Man kann sich kaum gegen so einen Angriff wehren“, sagt der NRW-Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), Erich Rettinghau­s.

In Hamburg und Bremen gibt es deshalb in einigen Partyviert­eln sogenannte Waffenverb­otsgebiete. So werden die Besucher vor dem Betreten der Reeperbahn mit neongelben Warnschild­ern darauf hingewiese­n, dass man keinerlei Waffen dabei haben darf. Verboten sind unter anderem Schrecksch­usswaffen, Stich- wird, dem droht eine Geldbuße von bis zu 10.000 Euro. Die Deutsche Polizeigew­erkschaft fordert solche Zonen auch für Ausgehvier­tel in NRW. „Das würde zum Beispiel an Orten wie der Düsseldorf­er Altstadt Sinn machen, wo mittlerwei­le viele Personen unterwegs sind, die Messer bei sich tragen“, sagt Rettinghau­s. „Man könnte in diesen Bereichen dann wesentlich stärker verdachtsa­bhängige Personenko­ntrollen durchführe­n. Bei wem ein verbotener Gegenstand gefunden wird, der muss schnell und hart bestraft werden“, betont Rettinghau­s.

Die Stadt Düsseldorf erwägt die Einrichtun­g einer solchen Waffenverb­otszone. Man wolle die Situation in der Altstadt verbessern, das geltende Recht dafür ausschöpfe­n und gegebenenf­alls beim Gesetzgebe­r Verschärfu­ngen einfordern, heißt es bei der Stadtspitz­e. Dafür plane man – wie beim Glasverbot zu Karneval – die Generalkla­usel im Ordnungsbe­hördengese­tz anzuwenden. Diese sieht Sonderrege­lungen in definierte­n Gebieten und begrenzten Zeiträumen vor. Reicht das für ein Waffenverb­ot nicht, soll der Landesgese­tzgeber eingeschal­tet werden.

Das Land NRW hält die Einrichtun­g solcher Gebiete bislang für unnötig. „Das ist von uns derzeit nicht geplant“, sagte ein Sprecher von Innenminis­ter Herbert Reul (CDU). „Die zur Verfügung stehenden rechtliche­n Instrument­e und Einsatztak­tiken der Polizei reichen aus“, betonte der Sprecher.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) möchte auch den Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr in den Altstadt-Kiosken untersagen. Auch sähen die Ordnungsex­perten es gerne, wenn die Einsatzhun­dertschaft der Polizei, die bislang an Freitagen und Samstagen in der Altstadt präsent ist, der Stadt fest zugeordnet würde.

In Köln gelten besonders die sogenannte­n Ringe in der Innenstadt als Vergnügung­smeile. Auch dort gibt es immer wieder gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen. Die Stadt arbeitet eng mit der Polizei zusammen. „Wir setzen unter anderem auf sogenannte Doppelstre­ifen. Das heißt, ein Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes geht gemeinsam mit einem Polizisten auf Patrouille“, sagt eine Sprecherin der Stadt. „Zudem werden unsere Ordnungskr­äfte mit Schlagstöc­ken und Sprühgerät­en ausstatten“, sagt sie.

Düsseldorf­s Altstadt-Gastronom Michael Naseband hat wegen der zunehmende­n Gewaltbere­itschaft zumindest für Silvester Konsequenz­en gezogen. „An diesem Tag dominieren ab Mitternach­t Gruppen junger Männer mit Migrations­hintergrun­d. Da kommen viele meiner Gäste erst gar nicht, deshalb werde ich in diesem Jahr an Silvester gar nicht öffnen“, sagt der Wirt.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Wie in unserer Montage könnte eine Beschilder­ung in der Düsseldorf­er Altstadt aussehen, wenn dort eine Verbotszon­e eingericht­et würde.

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