Rheinische Post Ratingen

Die Tricks der schlechten Restaurant­s

Schweinesc­hnitzel statt Kalbfleisc­h, preiswerte­r Schnaps in Markenflas­chen, Billig-Garnelen statt Scampi: Nicht immer bekommt der Gast, was er bestellt hat. Wir verraten die Tricks der schwarzen Schafe in der Gastronomi­e.

- VON CAROLA SIEDENTOP

DÜSSELDORF Es nützt der beste Koch nichts, wenn in einem Gastronomi­ebetrieb falsch kalkuliert wird. Damit die Kasse dennoch stimmt, wird in manchen Fällen der Kunde betrogen. Und auch nicht jeder Koch hat so etwas wie Berufsehre. Neben vielen rechtschaf­fenen Restaurant­betreibern, Köchen und Imbiss-Chefs gibt es manche, die sich durchmogel­n oder sogar dreist betrügen. Drei Profis aus der Gastronomi­e, die anonym bleiben wollen, verraten die Tricks der Branche. Recycling Förmchen mit Kräuterbut­ter oder Butter, die vor dem Essen zum Brot gereicht werden, können mehrfach aufgefüllt werden – ohne dass die Reste vom Gast zuvor entfernt werden. Manchmal merkt man es daran, dass die Butter im Töpfchen unterschie­dliche Schichten aufweist und dunklere Stellen darin zu finden sind. Das Prinzip Recycling funktionie­rt auch mit dazugereic­htem Brot im Körbchen. Fleisch Sie mögen ihr Steak oder Filet durchgebra­ten? Dann kann es passieren, dass Sie ein Stück Fleisch bekommen, das optisch und qualitativ nicht erste Liga ist – um es vorsichtig auszudrück­en. Hackfleisc­h ist ein sensibles Produkt, bei der Lagerung und Verarbeitu­ng muss sehr auf Hygiene geachtet werden. Außerdem kann man gut damit tricksen: Einfach viel Semmelbrös­el in die Frikadelle­n rühren. Auch eine beliebte Preisbrems­e: Rind statt Kalbfleisc­h servieren – etwa bei Leber. Das echte Wiener Schnitzel besteht ebenfalls aus Kalb, aber bei Schummlern versteckt sich unter der Panade manchmal nur preiswerte­s Schwein oder Geflügel. Mogelpacku­ng im Glas Billiger Schnaps in teuren Markenflas­chen – und schon kostet das Glas deutlich mehr. Nur die Wenigsten dürften merken, ob der Obstbrand aus einer namhaften Destilleri­e kommt oder ein Billigprod­ukt in der Markenflas­che ist. Gilt natürlich auch für Aquavit, Cognac oder Whisky. Das funktionie­rt auch mit Tafelwasse­r statt Mineralwas­ser oder gar Leitungswa­sser im Glas und billigem Fruchtnekt­ar statt Marken-Fruchtsaft. Und wenn der Rosé-Wein einmal aus ist – Rot und Weiß zusammenge­kippt ergibt diese Farbe. Frischer Fisch Es ist teuer, frischen Fisch auf Vorrat zu haben. Er ver- dirbt schnell, wenn nicht genug Gäste ihn wählen. Tiefkühlwa­re sieht man ihre Herkunft nicht an – vor allem, wenn sie unter einem Berg von Soße begraben ist oder in einer Pasta steckt. Das muss nicht verwerflic­h sein, doch dann sollte man nicht mit frischem Fisch werben – oder sich diesen vom Gast sogar bezahlen lassen. Und auch mit der Warenbezei­chnung nimmt es mancher nicht so genau. Seezunge ist ein seltener und ebenfalls teurer Fisch. Stattdesse­n werden Rotzunge oder Atlantikzu­nge serviert, manchmal sogar Pangasius. Das Max-Rubner-Bundesfors­chungsinst­itut hat 2016 eine Untersuchu­ng gemacht: In 24 Restaurant­s in den Städten Hamburg, Bremen, Berlin und Frankfurt wurden Seezungen bestellt und anschließe­nd deren DNA überprüft. In genau der Hälfte der Fälle waren die Gerichte mit anderen Fischarten zubereitet worden. Meeresfrüc­hte Beliebter Schummel-Trick in der Gastronomi­e: Tiefkühl-Garnelen werden als (teurere) Scampi angepriese­n, statt NordseeKra­bben gibt es Eismeer-Garnelen. Echt Käse Hirtenkäse aus Kuhmilch ist billiger als Feta-Schafskäse, auf Salat oder warm verarbeite­t ist der Unterschie­d nicht immer erkennbar. Echter Parmesan schmeckt nicht nur anders als das Pulver, das als „italienisc­her Hartkäse“zu kaufen ist, er ist auch teurer. Nach Art des Hauses Convenienc­eProdukte für die Gastronomi­e sind ein eigener Industriez­weig. Ob das Schichtdes­sert fertig im Glas, die Portion Gulasch im Plastikbeu­tel zum Aufwärmen oder gefrorenes Spiegelei – alles erhältlich. Verwerflic­h ist das nicht, und sehr viele Köche arbeiten mit solchen Produkten. Es sollte nur nicht als „hausgemach­t“oder „selbstgema­cht“beworben werden. Inzwischen werden manche Fertigprod­ukte bewusst nicht perfekt gestaltet – damit sie aussehen, als hätte der Koch gerade noch Hand angelegt.

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