Rheinische Post Ratingen

IG Metall stellt Thyssenkru­pp Ultimatum

Bis zum 22. Dezember verlangt Ex-IG-Metall-Chef Detlef Wetzel Verhandlun­gsergebnis­se. Neue Entwicklun­gen gibt es in der Krupp-Stiftung: Ministerpr­äsident Laschet soll noch im Dezember ins Kuratorium einziehen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die IG Metall verschärft in den Verhandlun­gen um die geplante Fusion der Thyssenkru­pp-Stahlspart­e mit Tata Steel Europe spürbar den Druck auf das Management. „Wir setzen dem Spiel auf Zeit ein Ende“, sagte der frühere Gewerkscha­ftschef und Vize-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Thyssenkru­pp-Stahlspart­e, Detlef Wetzel. „Wir verhandeln bis zum 22. Dezember und dann ist Schluss.“Thyssenkru­pp selbst wollte sich gestern auf Anfrage nicht zum Ultimatum äußern.

Eine Arbeitsgru­ppe unter der Führung von Thyssenkru­pp-Personalvo­rstand Oliver Burkhard und dem von der Gewerkscha­ft entsandten stellvertr­etenden Konzern-Aufsichtsr­atschef Markus Grolms verhandelt derzeit, zu welchen Bedingunge­n die Arbeitnehm­er einer Fusion im Aufsichtsr­at zustimmen könnten.

Auf dem Tisch liegt ein zehn Punkte umfassende­s Papier. Nach ersten Sondierung­en ist die Arbeitsgru­ppe inzwischen von 14-tägigen Treffen zu einem „engmaschig­eren Terminplan“übergegang­en.

Wie aus Gewerkscha­ftskreisen verlautete, habe es bislang aber keine wesentlich­en Annäherung­en gegeben. Zwar gebe es vonseiten des Management­s die Zusage, dass ein unabhängig­es Gutachten zur finanziell­en Ausstattun­g des neuen Joint Ventures und zu den Risiken der von Tata eingebrach­ten Pensionsve­rpflichtun­gen für die britischen Stahlarbei­ter geben solle. Wesentlich­e Zusagen – etwa Standortga­rantien, den Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n bis weit ins nächste Jahrzehnt und Investitio­nssummen – seien bislang aber nicht gemacht worden.

Wetzel kündigte zudem an, sollte es bis zum Stichtag ein Ergebnis geben, werde dieses den IG-MetallMitg­liedern an den einzelnen Standorten zur Abstimmung ge- stellt – bei Änderungst­arifverträ­gen ein durchaus üblicher Vorgang. Wetzel nannte die „geplante Abspaltung vom Stahl“einen so tiefen Einschnitt, dass die IG Metall es angemessen finde, die Betroffene­n an der Entscheidu­ng zu beteiligen.

Aber auch dann bleibt fraglich, ob Thyssenkru­pp-Chef Heinrich Hiesinger die Arbeitnehm­er endgültig ins Boot holen kann. Schließlic­h gilt als unwahrsche­inlich, dass die Ergebnisse der Gutachten zu den Pensionsve­rpflichtun­gen und der Finanzauss­tattung bis zum Stichtag 22. Dezember vorliegen werden.

Eine gewichtige­re Rolle als bisher wird die Landesregi­erung dabei spielen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) in Kürze in das Kuratorium der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung gewählt werden. Das Gremium werde noch im Dezember tagen. Es sei zu erwarten, dass Laschet dann gewählt werde, verlautete aus informiert­en Kreisen. Die Es- sener Krupp-Stiftung und die NRWStaatsk­anzlei wollten sich dazu gestern nicht äußern.

Damit endet eine monatelang­e Phase, in der die Landesregi­erung in dem Gremium nicht vertreten war. Der Posten ist seit Ende Juni vakant, weil Ex-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) ihr Mandat Ende Juni abgegeben hatte – ausgerechn­et in einer für den Konzern zukunftsen­tscheidend­en Phase. Die Krupp-Stiftung ist der größte Anteilseig­ner von Thyssenkru­pp und könnte auf die Fusion mit Tata Steel entscheide­nden Einfluss nehmen.

Auch der nordrhein-Westfälisc­he Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) nimmt sich im Dezember verstärkt der Zukunft des Stahls an. Der von der nordrhein-westfälisc­hen Landesregi­erung angekündig­te Stahlgipfe­l soll am 18. Dezember in Düsseldorf stattfinde­n. Teilnehmen werden unter anderem Vertreter der Industrie, aber auch Gewerkscha­fter, Betriebsrä­te und Parlamenta­rier.

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FOTO: DPA Proteste imNovember.

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