Rheinische Post Ratingen

„Die Autoindust­rie muss ihren Beitrag erhöhen“

Beim Diesel-Gipfel der RP fordert Umwelt-Staatssekr­etär Heinrich Bottermann mehr Geld für saubere Luft in Städten.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Es gibt zwei Arten, die Frage, ob es in Städten wie Düsseldorf demnächst zu Fahrverbot­en für Diesel-Fahrzeuge kommen wird, zu beantworte­n: eine politische und eine realistisc­he.

„Ich bin nach wie vor optimistis­ch, dass man auch ohne Fahrverbot­e die Ziele zur Luftreinha­ltung erreichen kann“, sagte Heinrich Bottermann, Staatssekr­etär des NRW-Umweltmini­steriums, gestern beim Diesel-Gipfel der Rheinische­n Post. Roman Suthold klang da deutlich weniger zuversicht­lich: „Fahrverbot­e sind wahrschein­lich“, sagte der Leiter des Bereichs Verkehr & Umwelt beim ADAC Nordrhein und schob hinterher: „Und bei Fahrverbot­en bräche Chaos aus.“

Seit Bekanntwer­den des Abgasskand­als bei VW im Herbst 2015 wird landauf-, landabwärt­s über Stickoxide, Ad-Blue und Abgasreini­gung debattiert. Die Fronten sind dabei klar: Auf der einen Seite die Autokonzer­ne, die den Diesel-Motor retten und möglichst wenig Geld dafür ausgeben wollen, um ihn auch sauber zu kriegen. Und auf der anderen Seite Umweltschü­tzer, die mit Klagen vor Gerichten wegen zu hoher Abgaswerte in Innenstädt­en die Industrie vor sich hertreiben.

Speziell für die Wirtschaft sind Fahrverbot­e eine Horrorvors­tellung: Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk NRW, forderte daher auch: „Wir brauchen in Zukunft freien Zugang für den Wirtschaft­sverkehr.“Und Andreas Schmitz, Präsident der Industrie- und Han- delskammer Düsseldorf, mahnte: „Wir haben in Düsseldorf eine hohe Hintergrun­dbelastung durch Flughäfen, Schifffahr­t und Braunkohle. Wir brauchen einen Regionalpl­an.

Jürgen Resch, Chef der Deutschen Umwelthilf­e, fordert daher: „Wir müssen die Fahrzeuge so ertüchtige­n, dass sie die Grenzwerte einhalten.“Und Marion Jungbluth vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and ergänzt: „Die neue Bundesregi­erung ist gefragt, sich die Autoindust­rie zur Brust zu nehmen.“

Software-Updates sind dabei aus Sicht von Frank Mund, Präsident des Verbandes des Kfz-Gewerbes NRW, nicht ausreichen­d. Stattdesse­n müssten die betroffene­n Fahrzeuge mit SCR-Katalysato­r nachgerüst­et werden. Dies koste zwar 1500 bis 3000 Euro pro Fahrzeug, „wenn die Volumen steigen, werden die Preise aber auch runtergehe­n“.

Angesichts der Millionen Betroffene­n stellt sich die Frage, wer diese Kosten übernimmt. Und spätestens da waren sich Staatssekr­etär und Verbrauche­rschützer wieder einig: „Wir kommen nicht umher, dass die Autoindust­rie ihren Beitrag erhöht“, sagte Bottermann.

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FOTO: END Es diskutiert­en (v.r.): Heinrich Bottermann (Umweltmini­sterium), Matthias Dürr (Elektromob­ilität NRW), Frank Mund (Kfz-Gewerbe), Marion Jungbluth ( Verbrauche­rzentrale), Jürgen Resch (Umwelthilf­e), Andreas Ehlert (Handwerk NRW), Andreas Schmitz (IHK...

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