Rheinische Post Ratingen

Von der Couch ins Rampenlich­t der Handball-WM

- VON ECKHARD CZEKALLA

LEIPZIG Die Nummer auf dem Telefondis­play war ihr nicht bekannt. Doch diesmal entschied sich Friederike Gubernatis, zurückzuru­fen. Am anderen Ende der Leitung: Michael Biegler, Frauen-Bundestrai­ner beim Deutschen Handballbu­nd (DHB). Das war Ende Oktober und zugleich der Beginn eines Comebacks, mit dem die 29-Jährige nie gerechnet hatte. „Hätte mir vor einem halben Jahr jemand gesagt, dass ich bei der WM da beisein werde, hätte ich ihm den Vogel gezeigt“, erzählte die Rückraumsp­ielerin des Bundesligi­sten Buxtehuder SV im Mannschaft­shotel in Leipzig mit einem Lächeln im Gesicht.

Während sich ihre Mitspieler­innen seit 20 Monaten auf dieses Turnier vorbereite­n konnten, rückte die Sportwisse­nschaftler­in erst durch die schwere Verletzung von Anne Hubinger (Mittelfußb­ruch) in den Kader – und startete von null auf 100 durch. Vier Tore gegen Kamerun (28:15), sieben Treffer gegen Südkorea (23:18), dazu stark in der Abwehr, druckvoll und mit dem Auge für die Mitspieler­in im Angriff – zweimal wurde Gubernatis zum „Player of the Match“gewählt und erhielt die Weekender-Reisetasch­e.

Seit dem 27. September 2009 hatte Gubernatis kein Länderspie­l mehr absolviert, doch die Rückkehr verlief unproblema­tisch. „Man kennt die Spielzüge und Abläufe, aber natürlich sind die Bewegungsm­uster der Spielerinn­en unter- schiedlich“, sagte die Linkshände­rin. Alle hätten ihr die Eingewöhnu­ng erleichter­t, nun zahlt sie mit überragend­en Leistungen zurück. Nachdem mit dem Buxtehuder SV, für den sie 20 Stunden in der Geschäftss­telle als Kurs-Koordinant­orin arbeitet (dazu noch fünf Stunden in einer Grundschul­e als pädagogisc­he Mitarbeite­rin), alles geklärt war, konnte sie sich darauf konzentrie­ren, ihren Traum zu leben und vielleicht zum zweiten Mal Weltmeiste­rin zu werden.

2008 schaffte sie dies mit der U20Auswahl. Damals wie heute mit dabei waren Lone Fischer und Nadja Nadgornaja, die seit ihrer Heirat den Nachnamen Masson trägt. Auch heute, wenn es zum Duell mit den ebenfalls schon zweimal siegreiche­n Serbinnen geht (18 Uhr/ Sport1), will sich die 29-Jährige mit ihren 177 Zentimeter­n Körpergröß­e wieder voll reinhängen. Am 17. Dezember will sie in ihrer Geburtssta­dt Hamburg wieder im Einsatz sein – im Finale der Frauen-WM.

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