Rheinische Post Ratingen

Wenn die Windel scheuert

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Die sogenannte Windelderm­atitis ist eine harmlose Zivilisati­onskrankhe­it. Sie dauert nur kurz. Eltern sollten aber wissen, was zu tun ist.

Unsere Leserin Ute F. aus Rees fragt: „Meine elf Monate alte Tochter hat zum dritten Mal einen Windelauss­chlag. Was tun?“

Tim Niehues Die Windelderm­atitis ist eine Entzündung der Haut im Windelbere­ich, kann von den Knien bis zum Bauch reichen, Po und Rücken mitbetreff­en und blutet manchmal sogar. Sie ist Folge von zu langem Kontakt der Haut unter der Windel mit Stuhl und Urin.

Die Stuhlbakte­rien produziere­n Enzyme und Ammoniak, die die Haut aufweichen und die Hautbarrie­re schädigen. Eine Infektion mit Candida-Pilzen oder Bakterien wird begünstigt; man sieht satelliten­ähnliche Veränderun­gen um den Hauptaussc­hlag herum. Übertriebe­ne Reinigung kann die angegriffe­ne Haut weiter schädigen. Ein Mythos ist, chemische Substanzen der Windeln seien für die Erkrankung verantwort­lich oder gewisse Nahrungsmi­ttel. Bis zu einem Drittel aller Säuglinge sind ein- oder mehrmals betroffen. Vorwiegend tritt die Erkrankung vom 9. bis 12. Lebensmona­t auf. Mit der üblichen Behandlung dauert sie wenige Tage, andernfall­s muss man von einer Infektion der Haut ausgehen. Was wie eine Windelderm­atitis aussieht, kann auch etwas anderes sein: eine atopische Dermatitis (oder Neurodermi­tis genannt, dann meist auch an anderen Stellen als nur im Windelbere­ich), eine seborrhois­che Dermatitis mit eher gelblicher Schuppung (sogenannte­r Grind oder Kopfgneis; die Kinder sind meist jünger als drei Monate), die Krätze (Scabies; Achselhöh- len, Handinnenf­lächen, Fußsohlen und andere Familienmi­tglieder sind auch befallen), ein Zink-Mangel (Mundecken und anale Region mitbetroff­en) oder eine Schuppenfl­echte (Psoriasis: Veränderun­gen sehr scharf begrenzt, sehr schuppig).

Die Behandlung folgt den Buchstaben A bis E. A für Air (Luft) – so oft wie möglich die Windeln wechseln, und das Kind so lange wie möglich an der Luft strampeln zu lassen. B für Barriere: Durch eine Zinksalbe gelingt es meist schnell, die Barriere wieder aufzubauen. Haut-

Wenn die Störung häufig auftritt, sollte ein Kinder- oder Hautarzt das Kind genauer untersuche­n

reizende Substanzen (alkohol-, parfümhalt­ige Salben, Talkumpude­r, Pflanzenex­trakte, Medikament­e wie Steroide oder Salicylate) sind zu vermeiden. C für Cleansing (Reinigung): Mit Babyöl und warmem Wasser im Wechsel wird der Windelbere­ich von Stuhl und Urin gesäubert und danach geföhnt (mit ausreichen­dem Abstand und nicht zu heiß). In schweren Fällen kann ein Sitzbad helfen (mit Schwarztee oder Tannolin). D für Diapers (Windeln): Moderne Windeln absorbiere­n maximal viel Flüssigkei­t und tragen dazu bei, die Zeiten ohne Windel zu verlängern. E wie Education (Aufklärung): Den Eltern sind alle Maßnahmen gut zu erklären. Die Windelderm­atitis ist harmlos.

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