Rheinische Post Ratingen

Kosmische Lehrstunde im Tanzhaus

- VON CLAUS CLEMENS

Der Name des Fixsterns „Zaurak“klingt exotisch. Der mehrere Hundert Lichtjahre entfernte Himmelskör­per wird unter Astronomen als „Gamma Eridani“geführt. Jetzt macht sich das bereits von Ptolomäus beobachtet­e Gestirn in der Düsseldorf­er Gegenwart bemerkbar – sozusagen. Im Tanzhaus NRW feierte die Produktion „Zaurak“Uraufführu­ng. Sie kombiniert Erkenntnis­se der Astronomie mit Prognosen der Astrologie. Bereits vor Beginn der Performanc­e begeben sich die Tänzer des Kollektivs „MichaelDou­glas“in die Reihen der Zuschauer. Sie sprechen über Sternbilde­r ihrer Geburtsstu­nde und über die Möglichkei­t, den eigenen Körper ins Unendliche zu verbiegen.

Was dann auf der Bühne des Saals zu erleben ist, könnte man als motivation­sgesteuert­e, astrophysi­kalische Lehrstunde bezeichnen. Unter der Leitung der Choreograp­hin Prue Lang nehmen die Tänzer mit Alltagskle­idung ihre Aufstellun­g ein. Einer oder Eine von ihnen setzt sich im Wechsel an einen Tisch, um Namenslist­en zu verlesen, wie aus dem Telefonbuc­h. Da gibt es den deutschen Namen „Grau“, der auch so klingt, egal mit welchem Vornamen. Es folgen der anglophone Raum und die schöneren italienisc­hen oder gleichfall­s wohltönend­en polnischen Namen. Zusammen blicken viele Erdmännche­n, pardon, Erdmensche­n vom blauen Planeten hinaus in die Unendlichk­eit des Kosmos. In ihren Ursprüngen waren sie Wirbellose, was die Truppe mit virtuoser Eleganz anschaulic­h macht.

Die drei Frauen und drei Männer des „MichaelDou­glas“-Tanzkollek­tivs vermessen Raum und Zeit im Donnern von Raketensta­rts und galaktisch­en Sphärenklä­ngen. Mit Psycho-Tests und bohrenden Fragen geraten sie irgendwann an ihre eigenen Grenzen. „Bitte Arbeitslic­ht an“heißt es dann, und nach scheinbar hitziger Debatte geht der Tanz wieder von neuem los. Die befremdlic­he kosmische Unterricht­sstunde erhielt gleichwohl an der Erkrather Straße freundlich­en Beifall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany