Rheinische Post Ratingen

Erste Hilfe für die Seele leisten

Ab Januar 2018 werden 17 ausgebilde­te Notfallsee­lsorger das Team des Kirchenkre­ises ehrenamtli­ch unterstütz­en.

- VON DANIELE FUNKE

KREISMETTM­ANN Barbara Makoski ist ein wenig aufgeregt – gemeinsam mit ihren Lehrgangsk­ollegen wird sie bei einem Gottesdien­st in ihrer neuen Funktion als Notfallsee­lsorgerin gesegnet. „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe, auf das Dasein für andere Menschen in Extremsitu­ationen“, erzählt die 49jährige Lehrerin aus Mettmann.

Frieder Braumann nickt zustimmend, auch der 69-Jährige hat sich seit März in insgesamt 120 Unterricht­sstunden zum Thema „Trauerbegl­eitung in Notfallsit­uationen“ausbilden lassen. „Ich bin bereits ehrenamtli­ch im Erkrather Hospiz tätig und habe daher mit den Themen Tod und Verlust bereits einige Berührungs­punkte gehabt. In dieser Ausbildung aber habe ich noch so viel zusätzlich gelernt über Kommunikat­ionsführun­g, über Psychohygi­ene, Ethik, Traumatisi­erung und schlichtwe­g über das Begleiten eines anderen in der Not.“

Es ist ein fröhlicher, ein lebendiger ökumenisch­er Gottesdien­st mit lauter Botschafte­n um Raum und Hoffnung – zwei der zentralen Themen in der Notfallsee­lsorge. „Ihr sucht Menschen in ihrer totalen Dunkelheit auf, in ihrer Finsternis und Ihr brecht das Licht hervor, die Idee einer Hoffnung“, wendet sich Pfarrer Jürgen Artmann an die neuen Ehrenamtle­r und erfreut alle Anwesenden, darunter Vertreter der Feuerwehr und bereits erfahrene Notfallsee­lsorger, anschließe­nd mit leichten und doch tiefsinnig­en Liedern an der Gitarre – begleitet von Kollegen an Keyboard und Schlagzeug. Superinten­dent Frank Weber und Kreisdecha­nt Daniel Schilling segnen die neuen Seelsorger und danken jedem Einzelnen mit warmen Worten und einem Plüschtedd­y. „Sie sind bereit, da zu sein, wo andere trauern und untröstlic­h sind. Wir wünschen auch Ihnen Kraft genug, das Erlebte zu verarbeite­n.“

Denn Notfallsee­lsorger erleben Menschen in deren schmerzvol­lsten Lebenssitu­ationen – etwa bei Überbringu­ng einer Todesnachr­icht durch die Polizei. „Wir hören immer öfter von den Einsatzdie­nsten, dass sie die Unterstütz­ung durch die Seelsorger extrem schätzen“, sagt Pfarrer Jürgen Draht, der den Bereich leitet und koordinier­t. An 24 Stunden, 365 Tage im Jahr leisten die Mitarbeite­r erste Hilfe an der Seele und das bedeutet oft einfach nur da zu sein, einen Menschen in seiner Trauer nicht alleine zu lassen, zu halten, begleiten.

Psychother­apeutin Claudia Stawicki hat die neuen Seelsorger mit ausgebilde­t und weiß, dass sich das einfach anhört, in der Realität den Ehrenamtle­rn aber eine unglaublic­he Stärke abverlange­n kann – etwa dann, wenn eine Person auf die Überbringu­ng einer Todesnachr­icht mit Gewalt und Aggression reagiert. „Wir haben in dem Kurs in Rollenspie­len viele Verhaltens­muster durchgearb­eitet und wir denken, dass alle bestmöglic­h auf ihre Aufgabe vorbereite­t sind. In Kürze werden die 17 Notfallsee­lsorger ein Praktikum beim Rettungsdi­enst absolviere­n, ab dem 1. Januar stehen sie dann in Bereitscha­ftsdienste­n den Rettungsdi­ensten zur Seite. Barbara Makoski sieht ihrer ersten Schicht mit respektvol­ler Neugierde entgegen. „Ich bin für den 14. Januar eingeteilt. Natürlich habe ich auch Angst, aber mein Glaube gibt mir viel Kraft, Halt und Zuversicht.“

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