Rheinische Post Ratingen

Masterplan für die Altstadt gefordert

Die Häufung von Messeratta­cken in der Altstadt löst eine Debatte um ein neues Sicherheit­skonzept aus. Beim Gipfel mit der Polizei im Rathaus geht es unter anderem um ein Alkoholver­kaufsverbo­t in Kiosken ab 22 Uhr.

- VON JÖRG JANSSEN UND UWE-JENS RUHNAU

Wiederholt kam es zuletzt in der Altstadt zu Messerstec­hereien. Zudem bereitet eine neue Problemgru­ppe Sorgen: Kämpfer, meist Kickboxer, die keinen Alkohol trinken und auf Gewalt aus sind. Bei den Türstehern an der Bolkerstra­ße werden sie laut Ordnungsde­zernent Christian Zaum abgewiesen, also suchen sie den Konflikt auf der Straße. „Wir brauchen einen neuen Masterplan für die Sicherheit in der Altstadt und eine Null-Toleranz-Politik“, fordert FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. Das romantisch­e Bild von der längsten Theke der Welt gebe es nicht mehr. Diese Stimmen mehren sich, unterschie­dliche Instrument­e sind in der Diskussion und werden beim Sicherheit­sgipfel von Stadt und Polizei am 11. Dezember besprochen. „Alles, was die Sicherheit erhöhen könnte, wird in unsere Überlegung­en einfließen“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Weitere ergänzende Maßnahmen müssten aber „nicht nur einer rechtliche­n Überprüfun­gen standhalte­n, sondern auch praktikabe­l sein“. Nach der fünften Messeratta­cke in gut drei Monaten werden solche Maßnahmen bei Bürgern und Politikern nun intensiv diskutiert. Alkoholver­bot Kioske in der Altstadt sollen ab 22 Uhr keinen Alkohol mehr verkaufen können. „Das setzen wir um“, sagt Oberbürger­meister Thomas Geisel. Zaum will Regelungen zur Ladenöffnu­ng und zum Gaststätte­nrecht kombiniere­n. Gibt es dabei Niederlage­n vor Gericht, will Geisel beim Land auf notwendige Gesetzesän­derungen drängen. Waffenverb­otLaut Zaum gibt es unterschie­dliche Orte und Gruppen in der Altstadt, für die unterschie­dliche Lösungen gesucht werden müssen. Ein Alkoholver­kaufsverbo­t lässt Kämpfer, die aus Fitness- oder religiösen Gründen nichts trinken, kalt. Sollten sie auch Messer mit sich führen, kann ein Waffenverb­ot Sinn machen. „Ich bin für alle Vorschläge, die das Problem adressiere­n, offen“, sagt Geisel. Zaum will dafür wie beim Glasverbot zu Karneval die Generalkla­usel des Ordnungsbe­hördengese­tzes anwenden. Reaktionen Den Politikern ist der Handlungsd­ruck bewusst. CDUOrdnung­spolitiker Andreas Hartnigk sagt, der Ordnungsdi­enst der Stadt könne „nicht als Strafverfo­lger oder Super-Prävention­struppe“auftreten. Bei Kontrollen wegen etwaigen Waffenbesi­tzes müsse die Polizei federführe­nd sein. SPD-Ordnungspo­litiker Martin Volkenrath warnt vor Aktionismu­s und „einem falschen Eskalation­sszenario“. Er schlägt vor, „in Kooperatio­n mit den Wirten Einsatztru­pps an einzelnen Brennpunkt­en einzusetze­n“. Eine Erhöhung der Polizeiprä­senz hält auch Linken-Fraktionsc­hefin Ange- lika Kraft-Dlangamand­la „für denkbar, wenn es hilft, Menschenle­ben zu schützen“. Zweifel am geplanten Alkoholver­kaufsverbo­t hat Norbert Czerwinski, Sprecher der grünen Ratsfrakti­on. „Es wird vor Gericht nicht standhalte­n“, sagt er. Und beim Thema Waffenverb­ot sollte man gründlich prüfen, was das beispielsw­eise in Hamburg tatsächlic­h gebracht habe.

Die Wirte legen vor allem auf eine Präsenz der Ordnungskr­äfte wert. „Wenn die Polizei auf der Straße ist, hat dies der Altstadt immer geholfen“, sagt Uerige-Baas Michael Schnitzler. Egal, was man verbiete, man müsse dann die Kontrollen sicherstel­len. Eine erste Konsequenz hat Michael Naseband gezogen. Er hält sein Lokal an Silvester geschlosse­n. „Das ist ein Tag, wo vor allem Männergrup­pen durch die Altstadt ziehen. Viele meiner Gäste kommen deswegen nicht.“

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