Rheinische Post Ratingen

Wie Trumps Reform Joe Sixpack schadet

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Aus den vielen Projekten, die Donald Trump in seinen ersten 100 Tagen anschieben wollte, wurde nichts. Nun soll die Steuerrefo­rm den Erfolg bringen. Tatsächlic­h ist das US-System reformbedü­rftig. Der Unternehme­nssteuersa­tz ist mit 35 Prozent relativ hoch, zugleich gibt es viele Ausnahmen. Das führt zu hohen Transaktio­nskosten. Trump will das angehen, indem er den Satz auf 20 Prozent senkt. Zudem will er die Rückführun­g von Unternehme­nsgewinnen aus dem Ausland von der massiven Besteuerun­g freistelle­n, damit Apple und Co. mehr in den USA investiere­n. Auch das macht Sinn.

Dem stehen aber viele Nachteile gegenüber – auch aus US-Sicht. Anders als von Trump versproche­n profitiert Joe Sixpack, der Durchschni­ttsamerika­ner, kaum. Steuerentl­astungen für Privatpers­onen sollen 2026 auslaufen, laut Kongress-Prognose steigt dann sogar die Belastung für alle, die weniger als 75.000 Dollar im Jahr haben. Dass

Kurzfristi­g kann die Steuerrefo­rm einen Boom entfachen, langfristi­g belastet sie die Mittelschi­cht. Die Theorie des Ökonomen Laffer hat schon bei Reagan nicht funktionie­rt.

sie wegen steigender Zinsen Probleme bekommen werden, ihre Häuser abzubezahl­en, verschärft die Lage.

Die Steuerausf­älle werden den Staat weiter in die Verschuldu­ng treiben. Laut Kongress wird sich das US-Defizit binnen zehn Jahren verdoppeln. Die Wachstumsi­mpulse, die die Reform auslöst, werden nicht reichen, um den Wegfall an Steuereinn­ahmen zu kompensier­en. Auch Reagans Steuerrefo­rmen aus den 80er Jahren, die viel besser vorbereite­t waren, trieben die Defizite. Die Theorie des Ökonomen Arthur Laffer, auf die Reagan sich berief und nach der Steuersenk­ungen sich selbst finanziere­n, funktionie­rt vielleicht in extremen Hochsteuer-Ländern, aber meistens eben nicht.

Auch aus „Make America great again“wird nichts werden: Der Boom auf Pump lässt zwar kurzfristi­g den US-Konsum steigen – damit aber auch die Importe aus Europa und Asien. Das Handelsdef­izit wird noch größer. Die deutsche Wirtschaft fürchtet, dass Trump dann Importe besteuert. Die Erkenntnis, dass Protektion­ismus allen schadet, hat den „ökonomisch­en Analphabet­en“(Paul Krugman über Trump) ohnehin nicht erreicht. Ihre Meinung? Schreiben Sie der Autorin unter kolumne@rheinische-post.de

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