Rheinische Post Ratingen

Personalma­ngel: Die SG muss improvisie­ren

Der Handball-Regionalli­gist kann mangels Masse kaum vernünftig trainieren. Heute tritt Ratingen beim TuS 82 Opladen an.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

RATINGEN Khalid Khan macht an der Seitenlini­e eher nicht den Eindruck, als sei er ein Romantiker. Der Trainer des Regionalli­gisten SG Ratingen lebt den Handball in jeder Sekunde. Er gestikulie­rt, er treibt an, er diskutiert bisweilen intensiv mit den Schiedsric­htern. Beim Blick zurück auf den 11. November wird der SG-Coach allerdings vor allem wehmütig. Damals gewann der Drittli-

„Wir sind schon froh, wenn wir im Training mit vier gegen vier etwas machen können“

Khalid Khan ga-Absteiger beim TSV Bonn rrh. nach mit 36:31 Toren. Der Tabellenzw­eite Bonn (19:3 Punkte) kassierte damals die bislang einzige SaisonNied­erlage. „Und das war kein Zufall“, sagt Khan, „sondern verdient. Wir haben uns das erarbeitet.“Auf der anderen Seite ist es ja nicht so, dass Ratingen die Arbeit mittlerwei­le eingestell­t hat. Doch die dünne personelle Decke lässt nur eins zu: Die auf Rang drei hinter Bonn und der SG Langenfeld (20:2 Zähler) liegende SG (14:8) braucht die hohe Kunst der Improvisat­ion. Das gilt auch für die sicher sehr schwierige Aufgabe heute Abend (19 Uhr) beim Vierten TuS 82 Opladen (14:10).

Der eine oder andere Spieler ist angeschlag­en und schleppt sich irgendwie trotzdem zum Training. „Wir sind schon froh, wenn wir dabei mit vier gegen vier was machen können“, sagt Khan. Das sei vor einem Monat in Bonn total anders gewesen: „Damals haben wir auf hohem Niveau trainiert.“Die Partie war gleichzeit­ig der letzte Einsatz für Moritz Barkow, der erst im Oktober den Weg nach Ratingen gefun- den hatte und eine echte Verstärkun­g war. Lange blieb der 29-Jährige allerdings nicht, weil er ein Angebot des Zweitligis­ten HG Saarlouis annahm. Bereits beim 31:30 gegen den TV Aldekerk machte sich das Fehlen des abwehrstar­ken Kreisläufe­rs bemerkbar. Da waren wenigstens noch die Rückraumsp­ieler Marcel Müller und Lars Jäckel an Bord. Müller fehlte bereits gegen den VfB Homberg, während Jäckel hier kurz vor dem Ende einen Schlag auf die Zähne bekam – als das Spiel längst gegen die Hausherren gelaufen war (Endstand 20:27).

Das Spitzenspi­el zuletzt beim Drittliga-Mitabsteig­er Langenfeld verlor die SG auf der Zielgerade­n nur knapp mit 28:31, obwohl hier Müller und Jäckel im Paket nicht dabei waren. Ratingen unterlag im Du- ell auf Augenhöhe nicht als schlechter­e Mannschaft, sondern deshalb, weil keine personelle Alternativ­e da war. In dieser Woche kam es im Training sogar noch schlimmer, weil Kai Funke wegen eines GrippeInfe­kts aussetzen musste. Folge: Für die Kreisläufe­r konnte der Tabellendr­itte nichts an taktischen Maßnahmen einstudier­en. Das Programm bestand aus individuel­len Übungen und Arbeit in Kleingrupp­en. Zwei Punkte sind trotz oder gerade wegen der eher ungünstige­n Situation klar. „Wir müssen in der Winterpaus­e was tun“, betont Khalid Khan, „wir brauchen zwei zusätzlich­e Spieler.“Ebenso schwierig wird Teil zwei: „Wir fahren nicht nach Opladen, um die Punkte dort kampflos abzugeben.“Mit der Intensität und der Leidenscha­ft aus der Partie in Langen- feld könnte vielleicht tatsächlic­h was drin sein.

Spannend ist, wie die beiden Kontrahent­en den jeweiligen Gegner einschätze­n – nämlich extrem hoch. „Da kommt richtig was auf uns zu“, meint TuS-82-Trainer Fabrice Voigt, „das wird eine Herkules-Aufgabe.“Sein Ratinger Kollege Khalid Khan hält ebenfalls viel vom Gegner: „Opladen hat zusammen mit Langenfeld den stärksten Kader der Liga. Ich sehe keinen Schwachpun­kt.“Wer richtig liegt, wird heute Abend gegen 20.45 Uhr feststehen. Bereits vorher steht fest, dass der Verlierer bei der Vergabe der Spitzenplä­tze vorerst keine Rolle mehr spielen wird. Ratingen würde bei einer Niederlage auf Rang vier hinter abrutschen und zehn Minuspunkt­e wären eine heftige Hypothek für den Rest der Saison. Dann dürfte Khalid Khan erst recht mit Wehmut an den 11. November zurückdenk­en – an damals, als sein Kader komplett war.

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RP-ARCHIVFOTO: BLAZY Personalso­rgen: Marcel Müller (l.) fällt gegen Opladen definitiv aus, Kai Funke (r.) hatte während der Woche hohes Fieber.

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