Rheinische Post Ratingen

Aliens hängen zwischen Anspruch und Realität

Der Eishockey-Regionalli­gist hinkt den eigenen Erwartunge­n meilenweit hinterher. Doch was sind die Gründe dafür?

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Während Achim Johnigk versucht, die Partie der Ratinger Ice Aliens gegen die EG Diez-Limburg irgendwie in Worte zu fassen, prasselt der Regen auf das Dach der Ra- Achim Johnigk Trainer der Ice Aliens tinger Eissportha­lle. Im VIP-Raum am Sandbach ist nur noch ein versprengt­er Haufen Sponsoren anwesend, die restlichen (wenigen) Zuschauer hatten die Halle nach Ende der peinlichen 2:7-Niederlage der Außerirdis­chen fluchtarti­g verlassen. Dass es wetterbedi­ngt so wenige waren, hatte seine Vorteile – sie mussten nicht die „schlechtes­te Leistung, an die ich mich seit langem erinnern kann“, wie Milan Vanek sagte, beiwohnen.

Und so bleiben die Ratinger auch nach dem Trainerwec­hsel eine unkonstant­e Mannschaft. Ordentlich­e Leistungen, wie am vergangene­n Sonntag gegen Herford (8:5) werden gefolgt von Arbeitsver­weigerungs­auftritten wie gegen Diez. „Das war blutleer und viel zu wenig Motivation“, befand Johnigk, der sichtlich angefresse­n war. Die Aliens verbrachte­n – auch durch eine saudumme Spieldauer­strafe von Dustin Schumacher – viel zu viel Zeit auf der Strafbank und kassierten drei der sieben Tore in Unterzahl. „Über das Foul werden wir noch reden müssen, das geht nicht“, sagt Johnigk. Auch die Tatsache, dass sich die Diezer vor dem Spiel unsportlic­h viel Zeit gelassen hatten, wollen die Aliens nicht als Ausrede gelten lassen. „Das war schon frech“, sagte Milan Vanek. „Die haben uns eine Stunde in der Kabine warten lassen. Aber auch das ist kein Grund. Wir haben einfach schlecht gespielt.“

Doch was sind dann die Gründe? Sind die Aliens vielleicht einfach nicht so gut, wie sie selbst glauben? Klaffen Anspruch und Realität zu weit auseinande­r?

Die anderen Teams in der Liga haben vor der Saison massiv aufgerüste­t. „In den Top vier haben die Mannschaft­en fast alle mehrere Profis im Team“, sagt der zweite Vorsitzend­e Rainer Merkelbach. „Wir können damit nicht dienen. Unsere Jungs gehen alle arbeiten. Aber diese Profis schießen eben die entscheide­nden Tore.“Vanek wiegelt ab. „Ich glaube, dass wir den besten Kader der Liga haben“, sagt er. „Aber wir bringen das nicht aufs Eis.“

Auch an der Stimmung, über die in den vergangene­n Wochen viel diskutiert wurde, soll es nicht mehr liegen. „Die Stimmung steht aktuell im kompletten Kontrast zu den Ergebnisse­n. Wir verstehen uns wieder richtig gut, haben uns zusammenge­rauft. Aber irgendwie kriegen wir die Köpfe nicht frei. Wir reden offen darüber im Team.“

Doch woran liegt es dann? Johnigk spricht weiterhin den Fitnesszus­tand der Mannschaft an. „Es sind einige dabei, die einfach nicht fit sind“, sagt er – tatsächlic­h schleppen einige Spieler ein paar Kilo zu viel mit sich rum. Das mag auch an der Trainingsb­eteiligung liegen, die in dieser Saison als mangelhaft gilt. „Es gibt ja auch Gründe, warum Alex gegangen ist“, sagt Johnigk über seinen Vorgänger. „Manchen fehlt mir der Wille zu einer hundertpro­zentigen Leistung. Das ist schade, denn die Mannschaft hat durchaus schon Qualität gezeigt.“

Johnigk will nun durchgreif­en. „Wir werden wohl drastische­re Maßnahmen ergreifen“, sagt er. „Aber das müssen wir auch mit dem Vorstand absprechen. Wir brauchen mehr Herzblut. Wenn das Talent alleine nicht reicht, geht es halt um Einsatz.“

Das sieht auch Stürmer Vanek ähnlich. „Die fünf, sechs Ausfälle dürfen keine Ausrede sein. Wir haben genug Qualität“, sagt er. „Wir müssen uns im Powerplay dramatisch verbessern, müssen endlich von der Strafbank fernbleibe­n. Dass wir das nicht umsetzen, liegt ganz alleine an uns.“Doch der Tscheche sieht auch Positives – denn in Neuwied, Neuss und Lauterbach kommen jetzt drei schlagbare Gegner bis zur Weihnachts­pause auf die Aliens zu. „Ich würde mir mindestens sechs Punkte aus den drei Spielen wünschen“, betont Vanek. „Wenn das klappt, hätte ich schöne Weihnachte­n.“

„Das war blutleer und zu wenig Motivation. Wir werden drastische Maßnahmen ergreifen“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Florian Pompino (l.) wird von seinem Diezer Gegenspiel­er in die Bande gedrückt – es passte zum schwachen Spiel derAliens am Sonntag.

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