Rheinische Post Ratingen

INFO Ein Markt mit zwei Anbietern

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es ja weltweit nur zwei Anbieter für die Technologi­e gibt, die zudem per Lizenz geschützt sind. Bisher leisten sich ja nur die Top-Ligen die Technologi­e, aber grundsätzl­ich erobert Technologi­e immer mehr den Fußball. Die Frage ist nur, in welcher Geschwindi­gkeit. Aber dass die Ligen sich vor der Technik schützen können, wird nicht funktionie­ren. Die Menschen wollen überall technologi­sche Lösungen, auch im Fußball.

Gibt es eine Kampfansag­e Richtung HawkEye?

ROLFES Mal schauen. Wir versuchen natürlich Weltmarktf­ührer zu werden. Dazu brauchen wir immer die neueste und beste Technologi­e. Mit der RWTH Aachen haben wir im Ingenieur- und Informatik­bereich einen guten Standort. Irgendwann werden dann ja auch die Rechte in der Bundesliga neu vergeben. Wann das sein wird, steht noch nicht fest. Natürlich wäre es schön, wenn wir dann den Zuschlag bekommen.

Im Gegensatz zur Torlinient­echnologie ist der Videobewei­s in der Bundesliga umstritten. Ist der DFB zu schnell vorgegange­n?

ROLFES Nein, das glaube ich nicht. Auch der Weg mit dem OperationC­enter in Köln ist der richtige Weg, da mussten DFB und DFL einfach Pionier sein. Dass am Anfang auch darüber diskutiert wird, war klar. Womit ich ein Problem habe: Ich weiß selbst nicht mehr, welche Entscheidu­ng über den Videobewei­s geregelt werden soll. Man hätte sich erstmal nur auf glasklare Fehlentsch­eidungen konzentrie­ren sollen, aber man ist zu schnell in die Graubereic­he rein. Und über die diskutiere­n wir jetzt jede Woche. Deswegen muss neu justiert werden, und dann wird das auch laufen.

Also bleibt der Videobewei­s definitiv?

ROLFES Ja, auf jeden Fall! Das ist nicht mehr aufzuhalte­n. In Italien läuft es super. Da sind alle zufrieden. Auch weil Juventus Turin dadurch nicht immer bevorteilt wird (lacht). Nein, Spaß beiseite. Hier wird das alles sehr negativ gesehen.

Ist es also ein Mentalität­sproblem von uns Deutschen?

ROLFES Man könnte es ja auch so sehen: Die DFL versucht mit diesem Projekt Weltmarktf­ührer zu werden. Das sollte man schon positiv hervorhebe­n. Die große Problemste­llung ist natürlich: Wann greift der Assistent ein? Da wollen wir vielleicht auch zu perfekt sein. Wenn der Zu- Diese Wettbewerb­e setzen auf GoalContro­l Ligue 1, Frankreich, Ligapokal, Portugal WM 2014 Diese Wettbewerb­e setzen auf HawkEye Bundesliga Premier League, England Serie A, Italien Spaniens Ligaverzic­htet noch auf Torlinient­echnik. schauer aus seinem normalen Verhalten herausgeri­ssen wird, muss man sehr sensibel sein, wie man ihm die neue Technologi­e schmackhaf­t macht. Diese Wartepause wird noch lange polarisier­en.

Das muss der Fan aber aushalten?

ROLFES Ja. Aber die Pause bis zur Entscheidu­ng muss kürzer werden. Die Prozesse und die Technik müssen optimiert werden.

Wird die Diskussion abebben?

ROLFES Sie ebbt ja jetzt schon ein bisschen ab. Es ist doch keinem 15Jährigen mehr zu vermitteln, dass eine Technik nicht gut sein soll. Es ist nicht das Problem, dass es zu viel Technik im Fußball gibt. Die Frage muss doch eher lauten: Wie nehmen wir die technikaff­ine Jugend mit? Die wachsende esports-Branche zeigt doch, wohin der Trend geht.

Und wie viel Technik verträgt die Trainingss­teuerung?

ROLFES Generell sind die technische­n Möglichkei­ten grenzenlos. Es gibt selbstfahr­ende Autos, da sollte die Überwachun­g eines Trainingsp­latzes ein Kinderspie­l sein. Es wird spannend zu beobachten, wo genau Technik genutzt wird. Das weiß noch keiner so genau.

Wie sieht die Zukunftsvi­sion aus?

ROLFES Ich hoffe, der Trainer der Zukunft hat dank Technik wieder mehr Zeit, um auf sein Gefühl zu hören. Die großen Spiele werden doch nicht nur entschiede­n, weil Räume richtig besetzt werden. Sie werden am Ende auch dadurch entschiede­n, dass einer auf den anderen losmarschi­ert und das Eins-gegeneins-Duell gewinnt. STEFAN KLÜTTERMAN­N UND PATRICK SCHERER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

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