Rheinische Post Ratingen

Auerochsen in der Kinderstub­e

- VON SABINE MAGUIRE

Das muss ein heißer Sommer gewesen sein: Im Wildgehege im Neandertal gibt es derzeit besonders viel Nachwuchs.

METTMANN Sechs Kälber in neun Tagen? Da hat sich der gute Albrecht aber ordentlich ins Zeug gelegt! Auch für einen potenten Stier ist das eine ordentlich­e Leistung. Das muss ein heißer Sommer gewesen sein – und bislang ist das Ende des „Kindersege­ns“nicht in Sicht. Die Auerochsen-Kinderstub­e dürfte jedenfalls bald noch größer werden. „Wir erwarten noch drei Kälber“, erzählt Markus Schink.

Der Hegemeiste­r hat derzeit gemeinsam mit Kollegin Sara Kajak alle Hände voll zu tun, um den Laden am Laufen zu halten. Obwohl, eigentlich läuft dort vieles auch von ganz allein, ohne dass irgendwer eingreifen muss. Bei der Geburt mögen es die Kühe am liebsten ungestört. Auch die Zwillingsg­eburt von Nienor und Ninielle klappte vor ein paar Tagen ohne Probleme.

„Manchmal stiefeln wir dann stundenlan­g durch die Wiesen, um die Jungtiere zu finden“, erzählt Markus Schink. Er ist zwar „per Du“mit der Auerochsen­herde, aber alles darf er dann wohl doch nicht wissen. „Wenn die Kühe merken, dass wir ihre Kälber suchen, gehen sie dort erst recht nicht hin“, weiß er aus leidvoller Erfahrung.

Was Hegemeiste­rin Sara Kajak dann noch erzählt, lässt einen schon stutzig werden. Und wenn er es könnte, hätte Albrecht wohl längst sein Veto eingelegt.

Schließlic­h hat der kräftige Kerl einen Ruf zu verlieren und deshalb sollte möglichst niemand wissen, dass die Damen bestimmen, wo es lang geht. Oder besser Nikole, die sich ihren Platz als Leitkuh mühsam erkämpft hat. Wenn sie links geht, hat Albrecht hinterher zu laufen. Und auch wenn rechts angesagt ist, kann er sich die Widerworte sparen. „Er läuft außerhalb der Rangordnun­g unter den Kühen mit“, weiß Sara Kajak. Ein Mitläufer ist er also, der gute Albrecht. Aber augenschei­nlich einer, dessen väterliche Qualitäten hoch gelobt werden. Denn seine wilde Rasselband­e behält er immer im Blick. Und ja, wenn sie in Gefahr wäre, würde er wohl auch seine Hörner in Stellung bringen. Ansonsten jedoch ist Albrecht ein eher ruhiger Vertreter seiner Zunft. Da wird am Futtertrog nur ganz vorsichtig gedrängelt. Dort wissen ohnehin alle, wo sie hingehören. „Wenn der eigene Trog leer ist, wird dann schon mal geschaut, wem man noch was abjagen kann“, berichtet Sara Kajak von den morgendlic­hen Tischgewoh­nheiten. Übrigens: In einem Jahr heißt es für die gerade geborenen Herbstkälb­er schon wieder Abschiedne­hmen vom schönen Wildgehege. Die Mädels ziehen dann erstmal auf die Wiesen am Naturschut­zzentrum Bruchhause­n, damit der lüsterne Albrecht von seinen Töchtern ferngehalt­en wird. Und die Jungs landen beim Metzger. Das klingt unromantis­ch und gehört dennoch zu den natürliche­n Abläufen im Wildgehege. So wie der Umzug der alten Kühe

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FOTOS: M. SCHÜMMELFE­DER Ein Jahr lang bleiben die Kälber im Neandertal. Dann ziehen die Mädels ins Naturschut­zzentrum und auf die Jungs wartet der Metzger.
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