INFO Bölls Nachlass aus Kölner Archiv gerettet
Nachlass Vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 umfasste Heinrich Bölls Nachlass 200 Regalmeter. Bergung 1300 Einzelobjekte konnten geborgen werden – darunter Manuskripte, Briefe und Fotos. Jetzt ist der Nachlass auf 170 Kisten verteilt. Restaurierung Einzelne Schriftstücke werden bei Nachfragen von Forschern gezielt restauriert. Wahrheiten und die kolossale Aufgabe, von vorn beginnen zu müssen, waren die Impulse seiner Literatur. Es wimmelt darin von Gescheiterten, trotzigen Widerständlern, melancholischen Beharrern. Sein literarisch kunstvollster Roman ist „Das Gruppenbild mit Dame“von 1971, sein bitterster „Ansichten eines Clowns“(1963), seine witzigste Geschichte „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“von 1958. Und „Billard um halbzehn“gehört zu den wichtigsten Beiträgen unserer Nachkriegsgeschichte, erschienen im Jahr 1959, das zusammen mit Johnsons „Mutmaßungen über Jakob“und Grass’ „Blechtrommel“zum unvergessenen deutschen Romanjahr werden sollte.
Aber auch für seine Literatur hat Böll viel und zunehmend Kritik einstecken müssen. Oft mischte sich eine gute Portion Häme in die Verdikte. Tatsächlich gibt es bei ihm Höhen und Tiefen. Doch Heinrich Böll ist immer mehr gewesen als nur ein Schriftsteller, wie es Marcel Reich-Ranicki in seinem Nachruf formulierte. Der Zeitgenosse und der Autor sind es, die bedenkensund gedenkenswert bleiben. Sie sind untrennbar miteinander verbunden.
Beides ist fast gelungen auf Schloss Bellevue. Vielleicht hätte Heinrich Böll an den Lesungen und Vorträgen Gefallen gefunden. Nur die mächtige bundesdeutsche Flagge am Bühnenrand hätte man ausnahmsweise verschwinden lassen können.
Für seine Literatur hat Böll zunehmend Kritik, auch hämische, einstecken müssen