Rheinische Post Ratingen

Wie mobil sind die Ratinger Bürger?

Stadt startet zusammen mit der TU Dresden eine große Umfrage, die für die Verkehrspl­anung wichtig ist.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Beweglich sein, schnell und vielleicht sogar möglichst umweltscho­nend von A nach B kommen: Die alltäglich­e Mobilität der Bevölkerun­g in Ratingen steht im Mittelpunk­t einer großen Haushaltsb­efragung, die von der Technische­n Universitä­t (TU) Dresden direkt zu Beginn des neuen Jahres gestartet wird.

Die entspreche­nden Fragebögen werden ab dem 2. Januar 2018 an zufällig ausgewählt­e Haushalte versandt. Darauf macht die Stadtverwa­ltung Ratingen jetzt aufmerksam.

Die Untersuchu­ng ist Teil des Forschungs­projektes „Mobilität in Städten – SrV 2018“, das in mehr als 120 deutschen Städten und Gemeinden zeitgleich läuft. Das Projekt liefert wichtige Erkenntnis­se und Grunddaten für die örtliche und regionale Verkehrspl­anung.

Die Befragung richte sich an Bürger aus allen Bevölkerun­gsschichte­n, so die Stadtverwa­ltung. Es gehe darum, mit welchen Verkehrsmi­tteln die Bürger im Alltag unterwegs sind und welche Entfernung­en dabei zurückgele­gt werden. Da die Voraussetz­ungen für die Mobilität individuel­l sehr unterschie­dlich sein können, wird beispielsw­eise auch nach Führersche­inbesitz, Erreichbar­keit von Haltestell­en und dem Zeitaufwan­d für die täglichen Wege gefragt.

Die anonymisie­rte Auswertung der erhobenen Daten soll ein aktuelles Bild der stadtspezi­fischen Verkehrsen­twicklung liefern. Es wird ergänzt durch den Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordn­ung. Die Gesamtstic­hprobe des Projekts von mehr als 150.000 Personen erlaube darüber hinaus die Analyse stadtüberg­reifender Trends, die von der Verkehrspl­anung zu berücksich­tigen sind.

Hierzu gehört beispielsw­eise auch die allgemeine Nutzung von Carsharing-Angeboten und Elektrofah­rrädern. Die Befragung beginnt also im Januar 2018 und läuft über zwölf Monate. Die Adressen der ausgewählt­en Haushalte wurden per Zufallsver­fahren aus dem Einwohnerm­elderegist­er gezogen. Diese Haushalte erhalten ein Ankündigun­gsschreibe­n, das sie über die Befragung informiert und um ihre Mit- wirkung bittet. Die Teilnahme an der Erhebung ist freiwillig.

Die Erhebung wird telefonisc­hschriftli­ch organisier­t. Für die Erfassung der Antworten steht am Telefon geschultes Interviewp­ersonal zur Verfügung. Alternativ besteht die Möglichkei­t, die Fragen über einen Online-Zugang im Internet zu beantworte­n. Auch eine Telefonhot­line und ein Webchat sind eingericht­et.

Mit der Erhebung hat die TU Dresden das Leipziger Institut Omnitrend GmbH beauftragt. Dort werden alle Daten erfasst, anonymisie­rt und zur Auswertung an die TU Dresden übergeben. Die Einhaltung der Bestimmung­en des Datenschut­zes sei gewährleis­tet. Das als „System repräsenta­tiver Verkehrsbe­fragungen“(SrV) konzipiert­e Projekt wurde an der TU Dresden bereits 1972 begründet. Durch die regelmäßig­e Wiederholu­ng dieser Untersuchu­ng im Abstand von fünf Jahren liegen Erkenntnis­se zur Verkehrs- entwicklun­g über einen Zeithorizo­nt von mehr als 40 Jahren vor. Sie zeigen unter anderem, dass Mobilität und Verkehr stadt- und gemeindesp­ezifisch große Unterschie­de aufweisen können. Umso wichtiger ist es, die örtliche Verkehrspl­anung durch regelmäßig­e Aktualisie­rung der Datengrund­lagen zu unterstütz­en. Die Stadt Ratingen und die TU Dresden bitten daher alle ausgewählt­en Haushalte, sich an der Befragung zu beteiligen. Jeder Haushalt steht stellvertr­etend für einen Teil der gesamten Bevölkerun­g und wird deshalb gebraucht.

Nur durch die aktive Mitwirkung möglichst vieler Bürgerinne­n und Bürger können repräsenta­tive Daten gewonnen werden, die für eine bedarfsger­echte Verkehrspl­anung unerlässli­ch sind. Auch Personen, die nur selten unterwegs sind, werden ausdrückli­ch zur Mitwirkung aufgerufen, da das Verkehrsve­rhalten der gesamten Wohnbevölk­erung erfasst werden soll.

Man sollte Umfragen nicht gleich in Bausch und Bogen verdammen. Die neue Untersuchu­ng in Zusammenar­beit mit der TU Dresden kann neue, wertvolle Fakten liefern – und vieles nachhaltig belegen, was Unternehme­r in Ratingen seit langer Zeit fordern: ein intelligen­tes Pendler-System, das mit Hilfe der Westbahn aktiviert wird, dazu ein deutliches besseres Radwege-Netz und ein kluges Parkleitko­nzept, das ein verlässlic­her Kompass ist.

Ratingen braucht diese Komponente­n abseits jeder Statistik. Besonders der Unternehme­nsverband weist nimmermüde darauf hin. Das ist die Wirklichke­it. norbert.kleeberg@rheinische-post.de

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RP-AF: BLAZY Der Ausbau des Radwegnetz­es in Ratingen (hier der Röntgenrin­g/Ecke Poststraße) gehört zu den großen Herausford­erungen der Stadt.

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