Rheinische Post Ratingen

Stern-Ausstellun­g soll doch stattfinde­n

Nach weltweiter Kritik an der Landeshaup­tstadt soll die umstritten­e Ausstellun­g im Stadtmuseu­m über den jüdischen Galeristen nun doch stattfinde­n. Parallel dazu soll es im Herbst 2018 ein Symposium geben.

- VON ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) hat nach massiven Protesten die Notbremse gezogen und entschiede­n, dass die Ausstellun­g über den jüdischen Galeristen Max Stern (1904-1987) nun doch stattfinde­n soll. „Das stimmt, wir wollen die Ausstellun­g vermutlich im Oktober 2018 eröffnen und parallel das Symposium durchführe­n, das sich mit Fragen der Herkunft der Kunstwerke und ihrer Rückgabe befasst“, sagt Geisel unserer Redaktion. Man müsse nun schauen, ob die beteiligte­n Museen zustimmen sowie die relevanten Experten für das Symposium zur Verfügung stehen.

Die Stadt hatte völlig überrasche­nd die Ausstellun­g in Gedenken an den in der NS-Zeit verfolgten Düsseldorf­er Galeristen abgesagt. Die drei Jahre lang vorbereite­te Ausstellun­g im Stadtmuseu­m, an der die Concordia Universitä­t in Montréal, die dortige Jüdische Gemeinde und Düsseldorf­s israelisch­e Partnersta­dt Haifa beteiligt waren, sollte am 1. Februar starten und später in den beiden anderen Städten gezeigt werden. Die Absage hatte weltwei- ten Protest ausgelöst, unter anderem hatte der Präsident des Jüdischen Weltkongre­sses, Ronald Lauder, Geisel angeschrie­ben.

Die Ausstellun­g galt politisch als nicht unheikel. Denn ein Projekt der Universitä­ten fordert im Namen Sterns die Werke zurück, die ihm in der NS-Zeit verloren gingen. Es erhebt auch Anspruch auf ein Schadow-Gemälde im städtische­n Besitz. Bei der Stadt hatten sich andere Kommunen gemeldet, die sich mit Forderunge­n konfrontie­rt sehen. In der Verwaltung hatte es zudem Diskussion­en über das Konzept gegeben. Viele Fragen seien nicht bearbeitet worden. Es wurde auch kritisiert, dass die Ausstellun­g sich zu stark auf das Stern-Projekt stütze.

Ein Spitzenges­präch bei Geisel mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde hatte zuletzt zu keinem Ergebnis geführt. Umso größer ist dort jetzt die Zustimmung. „Wir sind außerorden­tlich erleichter­t“, sagt Geschäftsf­ührer Michael Szentei-Heise, „wir gratuliere­n dem OB zu diesem Schritt.“Geisel selbst möchte Lauder im Januar seine Beweggründ­e bei einem Treffen erläutern. Er nimmt an einer Konferenz von Bürgermeis­tern in Washington teil.

Zuletzt hatte Edmund Spohr, Stiftungsr­at im Freundeskr­eis des Stadtmuseu­ms, die Absage als „un- säglich“bezeichnet. Er hatte Geisel ein Memorandum übergeben, in dem es heißt, die Gründe für die Absage seien „sehr schwach, wenn nicht sogar absurd“. Gerade eine Ausstellun­g könne dazu dienen, Transparen­z zu schaffen.

Zeitgleich muss sich die Stadt in einem anderen Fall verhalten: Die Erben des jüdischen Bankiers Kurt Grawi erheben seit Jahren Anspruch auf das Werk „Füchse“(1913) von Franz Marc. Die Stadt hält dagegen, es lasse sich nicht nachweisen, dass das Werk wegen der NS-Verfolgung verkauft wurde. Man zeigt sich aber bereit, den Fall an die unabhängig­e Kommission in Magdeburg zu geben, die solche Fälle bewertet.

Offenbar als Folge der Stern-Absage meldet sich nun Grawis Schwiegert­ochter Ingeburg Breit zu Wort. Die 87-Jährige fordert in der Zeitschrif­t „Art Newspaper“eine Rückgabe ohne Prüfung durch die Kommission. „Es scheint, dass das Museum nicht willens ist, das zu tun, was moralisch und rechtlich richtig ist“, sagt Ingeburg Breit. Der Fall ist brisant: Das Werk wird auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt.

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FOTO: NATIONAL GALLERY OF CANADA Max Stern im Jahr 1922 in Düsseldorf. Nach seiner Vertreibun­g aus Deutschlan­d startete er eine neue Karriere als Galerist in Kanada.

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