Rheinische Post Ratingen

Inventur am Jahresende

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Wegen Inventur geschlosse­n.“In vielen Geschäften werden zurzeit die Warenbestä­nde gezählt und gesichtet. Veraltete und beschädigt­e Ware wird aussortier­t, Fehlbestän­de werden erfasst, meist sind sie durch Ladendiebs­tahl entstanden. Das geht nicht im normalen Kundenbetr­ieb. Darum macht man den Laden für einen Tag zu. Das ist auch ein gutes Vorhaben für jeden Einzelnen: Am Jahresende Inventur machen, und sich dafür Zeit nehmen. Dann kann man Aufgaben und Verpflicht­ungen, Abonnement­s und Mitgliedsc­haften sichten, Unerledigt­es mutig hervorhole­n, Zeitdiebe dingfest machen und prüfen, ob Freundscha­ften ausreichen­d gepflegt wurden. Es gibt reichlich zu sichten, das ist die Bedeutung von „Inventur“. In der Geschäftsw­elt wird gezählt, was da ist. Auch davon kann man persönlich lernen und sich nicht der Enttäuschu­ng über das Verhalten von Freunden hingeben, über tatsächlic­h oder vermeintli­ch erlittenes Unrecht grollen oder alte Wut über Arbeitskol­leginnen und Nachbarn neu aufkochen. Solche nachträgli­chen Gedankensp­ielereien ha- ben nämlich vor allen Dingen einen Sinn: In diesen Gedanken haben wir immer Recht und die anderen Unrecht. Das gibt uns kurzfristi­g ein gutes Gefühl. Wir zahlen allerdings den Preis von erneuter Enttäuschu­ng, Groll und Wut. Das ist so, als ob dem Einzelhänd­ler das Buch oder das Küchenmess­er erneut gestohlen würden. Aber es geht es nur um die Sichtung und das Zählen der Bestände. Auf den Einzelnen bezogen heißt das: Was zählt? Was soll im neuen Jahr Bestand haben, und was lasse ich sein? Zur Inventur gehört es, , sich von den guten Seiten der ausgemuste­rten Dinge und Kontakte zu trennen. Der biblische Leitspruch für eine solche persönlich­e Inventur lautet: „Prüfet alles, das Gute behaltet“. Das Gute ist in diesem Fall die rechte Balance von Vorund Nachteilen.

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