Rheinische Post Ratingen

Machen Sie sich frei, Herr Präsident!

Donald Trump muss zur Routineunt­ersuchung für US-Präsidente­n. Der Politiker gilt als Bewegungsm­uffel und Fast-Food-Liebhaber.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Für Doktor Ronny Jackson war es reine Routine. Seit nunmehr zwölf Jahren checkt der Konteradmi­ral der Kriegsmari­ne die Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika auf ihre Gesundheit. Während des Irakkriegs war er Notfallmed­iziner, dann machte ihn George W. Bush zum Regierungs­arzt, zuständig für das Personal des Weißen Hauses. Auch Bushs Nachfolger Barack Obama und Donald Trump wollten daran nichts ändern. Als sich Trump gestern in die WalterReed-Klinik am Rande Washington­s begab, um sich medizinisc­hen Tests zu unterziehe­n, war der Wirbel um die Untersuchu­ng so groß, wie es wohl nur bei ihm der Fall sein kann. Von Routine kann nicht einmal bei diesem Termin die Rede sein.

Zum einen liegt es an der Skizze, die der Journalist Michael Wolff in seinem Buch „Fire and Fury“zeichnete, am Bild eines chronisch Überforder­ten, dessen Tauglichke­it fürs höchste Staatsamt angeblich sogar enge Vertraute in Zweifel ziehen. Zum anderen sprach Trump vor wenigen Wochen, als er seinen Entschluss verkündete, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en, sehr undeutlich, die Worte nicht richtig formend, wie es auch Demenz-Kranke bisweilen tun. Zwar hat sich Letzteres seither nicht wiederholt, zumindest nicht an einem Rednerpult.

Dennoch steht die Forderung namhafter Seelenther­apeuten im Raum, die psychische Verfassung des Präsidente­n einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Trumps mentale Instabilit­ät gefährde die nationale Sicherheit, lautet das alarmieren­de Fazit eines im Oktober gedruckten Wälzers, in dem 27 Psy- chologen darlegen, zu welchen Erkenntnis­sen sie bei ihren Fernstudie­n gelangten.

Dass Jackson die Sorge nicht aus der Welt geschafft haben wird, wenn er seine Resultate veröffentl­icht, liegt auf der Hand. Psychische Untersuchu­ngen waren nicht vor- gesehen. Was er maß, waren Blutdruck, Cholesteri­n, Blutzucker­werte, Puls und Gewicht. Theoretisc­h hätte der Arzt auch neurologis­che Funktionen testen können, etwa das Gedächtnis. Medicare, die staatliche Gesundheit­sfürsorge für Senioren, rät bei Leuten jenseits der Fünf- undsechzig ausdrückli­ch dazu – und Trump ist 71. Ob der Konteradmi­ral Ronny Jackson der Empfehlung folgte, behielt er fürs Erste für sich.

Im Übrigen liegt es, wie bei jedem anderen Patienten auch, in Trumps persönlich­em Ermessen, was er im Einzelnen preiszugeb­en gedenkt. Als er sich fürs Weiße Haus bewarb, beließ er es bekannterm­aßen bei einem Minimum an Transparen­z. Damals schwärmte Harold Bornstein, sein New Yorker Arzt, ohne Näheres zu verraten, aber völlig im Einklang mit dem Hang seines Klienten zum Superlativ, vom gesündeste­n Individuum, das je ins Präsidente­namt gewählt worden sei.

Als Trump in der heißen Phase des Rennens mit einem Fernsehdok­tor namens Mehmet Oz plauderte, war noch zu erfahren, dass er bei 1,90 Meter Körpergröß­e 107 Kilo auf die Waage brachte – Übergewich­t. Bornstein wiederum schob später, interviewt von der „New York Times“, das eine oder andere Detail hinterher. Trump, weiß man seither, nimmt Medikament­e, um seinen Cholesteri­nspiegel zu senken, dazu in schwacher Dosis Aspirin zur Vorbeugung gegen Herzinfark­te. Außerdem bedient er sich eines Mittels gegen Haarausfal­l und verwendet Antibiotik­a gegen die Hautkrankh­eit Rosacea.

Ernährungs­technisch gesehen, mag er gut durchgebra­tene Steaks, Schokolade­ntorte und Vanilleeis. Folgt man Buchautor Michael Wolff, hat er eine Schwäche für Cheeseburg­er, schon deshalb, weil industriel­l vorgeferti­gtes Fast Food in seinen Augen das Risiko senkt, vergiftet zu werden. Corey Lewandowsk­i und David Bossie, frühe Mitstreite­r seines Wahlkampft­eams, schreiben in einem Rückblick auf die Kandidatur, an Bord seines Privatflug­zeugs habe es grundsätzl­ich vier Nahrungsmi­ttelgruppe­n gegeben: „McDonalds, Kentucky Fried Chicken, Pizza und Diet Coke“. Täglich soll der Mann zwölf Dosen DiätCola trinken, zumindest damals getrunken haben.

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