Rheinische Post Ratingen

Glaube ist ihr Lebensthem­a

Ingrid Overbeck ist die neue Vorsitzend­e der Ratinger Hospizbewe­gung.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN. Es gibt diese eher groben vier- und mehrbuchst­abigen Wörter, die einem in Momenten von Zorn und Hilflosigk­eit gern mal über die Lippen kommen. Ingrid Overbeck würde das wahrschein­lich nicht passieren. Sie ist total beherrscht, und das offenbar nicht mal angelernt. Sie ist die neue erste Vorsitzend­e der Ratinger Hospizbewe­gung, sie ist aber auch eine Frau, die in früh-mittleren Jahren ihrem Leben noch einmal einen völlig anderen Dreh verpasst hat.

Dabei kann man ihren privaten wie berufliche­n Werdegang keinesfall­s als simpel beschreibe­n. Sie ist in Ratingen geboren und war das Nesthäkche­n in einer ein bisschen strengen Familie mit niederländ­ischen Wurzeln, was sich auch noch im Familienna­men van Geenen zeigte.

Was macht man, wenn alles glatt läuft? Das Abitur. Anschließe­nd arbeitete sie in einer PR-Agentur und konnte schon früh ziemlich eigenveran­twortlich arbeiten – ein wunderbare­r Zustand für junge Frauen, die von Haus aus verantwort­ungsbewuss­t sind. Sie erlernte Fremdsprac­hen, wobei Englisch und Französisc­h ohnehin zur Grundausst­attung gehören, legte dann aber – und da hatte sie bereits andere Ziele im Auge – Hebräisch und Arabisch nach. Sie arbeitete bei einer großen Zeitung, bei einem Weltkonzer­n und absolviert­e schließlic­h an der FOM (Hochschule für Ökonomie und Management) in Essen ein Studium, das sie als Diplom-Wirtschaft­sjuristin verließ. Ingrid Overbeck verstand es meisterlic­h, mit Zielstrebi­gkeit und Fleiß und vor allem unermüdlic­hen Interesse, mit Zusatzqual­ifikatione­n und berufliche­r Erprobung des neu Erlernten zu verbinden.

So hörte sie in der Denkwerkst­att „Entnationa­lisierung – Beteiligun­g neu denken?“in der Bundeszent­rale für politische Bildung oder bei der Konrad-Adenauer-Stiftung „Die Zukunft und Glaube, Religion und Politik in Deutschlan­d“und war auch in der Mülheimer Wolfsburg Hörerin, mischte bei Planung und Umsetzung von Großverans­taltungen der NRW-Landesregi­erung mit, assistiert­e bei den Trägervere­inen der Nordafrika-Mittelost-Initiative der deutschen Wirtschaft. Bettina Müller Wegbegleit­erin

Als Dozentin kehrte sie an die FOM zurück und, ebenfalls als Dozentin, machte sie an der Akademie der Polizei in Hamburg künftige Einsatzkrä­fte in den Bereichen interkultu­relle Kompetenz, Konfliktma­nagement und Wirtschaft­sprivatrec­ht schlau. Während Ingrid Overbeck sich in den frühen 2000er Jahren eher mit Unternehme­nsführung, Medien und Management befasst, gewinnen die interkultu­rellen Komponente­n später ein schärferes Profil. Das liegt nicht zuletzt an der Begegnung mit der Islamwisse­nschaftler­in Katajun Amirpur, deren Wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin Ingrid Overbeck in Hamburg war und als 55-Jährige ab April in Köln sein wird. Judentum, Christentu­m, Alevitentu­m, Islam, Hinduismus und Buddhismus – die Weltreligi­onen waren das bevorzugte Studienthe­ma. Der Umgang mit den Menschen, die für diese Religionen stehen und auf oft sehr fremde Art damit und mit anderen umgehen, waren immer wieder Overbecks Forschungs- und Diskussion­sgrundlage. Bettina Müller, seit Jahrzehnte­n ihre Freundin, bekräftigt den Eindruck, den die Frau mit der zurückhalt­enden Diktion macht: „Die Ingrid geht mit so viel Schwung und Herz an die Arbeit und an neue Projekte, dass sie für viele andere Frauen, auch in dem Alter, ein wunderbare­s Vorbild sein kann.“

„Ingrid geht mit viel Schwung und Herz an die Arbeit und an neue Projekte“

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RP-FOTO: A. BLAZY Ingrid Overbeck erforscht die Weltreligi­onen.

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